Leistungskurs (6)

Im Leistungskurs setzen sich die Schüler vertieft mit physikalischen Inhalten und Methoden auseinander. Sie erarbeiten die wichtigsten Begriffe weiterer Gebiete der klassischen Physik, u.a. der Elektrodynamik und der Wellenoptik; damit können sie den Erkenntnissen der modernen Physik aufgeschlossen begegnen, Gemeinsamkeiten mit der klassischen Betrachtungsweise erkennen, aber auch die Notwendigkeit und Bedeutung neuer Vorstellungen und Gedanken einsehen. Analogiebetrachtungen und Modellbildungen spielen eine bedeutende Rolle; sie fördern in besonderem Maße die sprachliche Ausdrucksfähigkeit (->DS). Im Gegensatz zum Grundkurs treten quantitativ-mathematische Beschreibungen mit Methoden der Differential- und Integralrechnung (->M) stärker in den Vordergrund und fordern von den Schülern, auch mathematisch klar zu formulieren; der Vektorbegriff wird erweitert und vertieft.

Im Zentrum des Unterrichts steht das Experiment. Die Schüler sollen an Beispielen erfahren, welches Ziel man mit einzelnen Experimenten verfolgt, welche Schwierigkeiten auftreten können und mit welchen Mitteln man sie überwindet. Die Ergebnisse der Experimente münden in der Regel in eine Theorie, die nie Selbstzweck ist, sondern tieferen Einblick in das Verhalten der Natur gibt. Die Schüler sollen lernen, den Computer als nützliches Gerät zu verwenden, das in vielfältiger Weise zur Meßwerterfassung und Auswertung sowie zur Bearbeitung mathematischer Modelle benutzt werden kann. In Referaten sollen die Schüler lernen, aus bereitgestellter Literatur richtig auszuwählen, einen Vortrag sinnvoll zu gliedern und zu gestalten, in freier Rede vorzutragen (->DS) und ein Experiment überzeugend vorzuführen. Im experimentellen Praktikum sollen sich die Schüler selbst mit Sinn und Zweck von Experimenten auseinandersetzen und ihre Versuchsergebnisse beurteilen lernen.

Von den mit (*) gekennzeichneten Themenbereichen "3 Einführung in die spezielle Relativitätstheorie (*)" bzw. "4 Einführung in die Theorie der Wärme (*)" muß nur einer mit allen Inhalten behandelt werden; dieser gewählte Themenbereich wird in Jahrgangsstufe 12 begonnen und in Jahrgangsstufe 13 fortgeführt. Aus dem jeweils anderen Themenbereich werden nur die mit (**) gekennzeichneten Inhalte vermittelt.

Der Themenbereich "8 Experimentelles Praktikum" soll im Umfang von ca. 24 Std. gleichmäßig auf die Ausbildungsabschnitte 12/1, 12/2 und 13/1 verteilt werden. Jeder Schüler soll wenigstens sechs Versuche aus verschiedenen Themenbereichen bearbeiten.

Jahrgangsstufe 12

1 Elektrisches und magnetisches Feld (ca. 80 Std.)

1.1 Elektrisches Feld (ca. 44 Std.)

An Experimenten lernen die Schüler das elektrische Feld als Kraftfeld kennen. Ausgehend von der Messung der Kraftwirkung auf Probekörper verstehen sie die Notwendigkeit der Einführung einer Größe, der elektrischen Feldstärke, die das elektrische Feld quantitativ und in seiner Struktur beschreibt. Dabei erfahren sie wieder, wie nützlich die Verwendung des Energiebegriffs ist und in welchem tiefergehenden Zusammenhang die elektrische Spannung zu sehen ist. Aus der Tatsache, daß das elektrische Feld ein Energieträger ist, gewinnen die Schüler eine vertiefte Einsicht in die Natur eines Kraftfelds. Bei der Besprechung und Durchführung des historischen Versuchs von Millikan erfahren sie, daß Ladungen nur als ganzzahlige Vielfache einer Elementarladung auftreten können und daß die Messung einer fundamentalen Größe experimentelle Probleme aufwirft (->W). Die Behandlung der Bewegung geladener Teilchen in elektrischen Feldern läßt die Schüler erkennen, daß Bewegungen in gleich strukturierten Kraftfeldern gleichartig ablaufen.

Stromstärke, Spannung, Widerstand; Ohmsches Gesetz, Kirchhoffsche Gesetze; elektrische Energie und Leistung Wiederholung und Vertiefung der Begriffe; Messen der elektrischen Größen
Aufladen und Entladen eines Kondensators; elektrische Ladung; Definition der Kapazität Interpretation der Fläche unter dem t-I-Graphen als Ladung (->M12: Vorbereitung des Integralbegriffs); Prinzip der Ladungsmessung; Versuche zu C = Q/U
elektrisches Feld: Kräfte zwischen geladenen Körpern, Feldlinien, elektrische Feldstärke; Ladungen als Quellen und Senken des stationären elektrischen Feldes Wiederholung des Feldbegriffs; Versuch zu F/Q = const.; Definition der elektrischen Feldstärke E, Veranschaulichung durch Feldlinien; Analogiebetrachtung zu g = Fg / m als Gravitationsfeldstärke
Potential; Äquipotentiallinien und -flächen; potentielle Energie eines geladenen Teilchens im homogenen elektrischen Feld Entwicklung des Potentialbegriffs aus der Arbeit, die bei der Bewegung eines geladenen Teilchens im elektrischen Feld verrichtet wird
Definition der elektrischen Spannung als Potentialdifferenz Auswerten eines Versuchs zur Potentialmessung, z.B. mit der Flammensonde
Kondensator und homogenes elektrisches Feld experimentelle Untersuchung von C = eo A/d beim Plattenkondensator; Herleiten  von E = U/d
Influenz; Verschiebungsdichte; Grundgleichung des elektrischen Feldes Untersuchung der (Flächen-)Ladungsdichte, die im Grundversuch zur Influenz auftritt; Ladungsdichte D = Qi /Ai = eo E
radialsymmetrisches Feld, Coulomb-Gesetz; Kapazität des Kugelkondensators experimentelle Bestimmung der influenzierten Ladungsdichte im radialsymmetrischen Feld und Berechnung der Feldstärke aus der Grundgleichung; Berechnung und Messung des Potentialverlaufs im Coulombfeld
elektrisches Feld als Träger elektrischer Energie; Energiedichte des elektrischen Feldes; Kraft zwischen den Platten eines geladenen Kondensators energetische Betrachtung des Feldaufbaus bzw. -abbaus; Herleitung der Energiedichte für den Plattenkondensator und Verallgemeinerung
Quantelung der Ladung; Millikan-Versuch und Elementarladung; Ladung als Erhaltungsgröße Die Verknüpfung der Faradayschen Gesetze der Elektrolyse (->C11) mit der Annahme einer atomistischen Struktur der Materie legt die Existenz einer Elementarladung nahe. Durchführung und Auswertung des Millikan-Versuchs; Hinweis auf die historische Bedeutung (->G)
Bewegung geladener Teilchen in elektrischen Feldern; homogenes Feld, Zentralfeld Herausarbeiten der Analogie zu den Bewegungen in Gravitationsfeldern (vgl. Ph11); experimentelle Überprüfung beim homogenen elektrischen Feld; Beschränkung auf und P v o 2 P E P v o z P E
Energieeinheit Elektronenvolt Besprechung der Funktionsweise eines Linearbeschleunigers(->MT)

 

1.2 Magnetisches Feld (ca. 36 Std. )

Mit dem Magnetfeld lernen die Schüler ein weiteres Kraftfeld kennen, das aber andere Eigenschaften hat als das elektrische Feld. Anhand der Beobachtung, daß jeder elektrische Strom von einem Magnetfeld umgeben ist, vollziehen sie die historische Entwicklung nach, die aus den getrennten Teilgebieten Elektrizität und Magnetismus die vereinheitlichende Theorie des Elektromagnetismus entstehen ließ (->W). Ausgehend vom Phänomen "Kraft auf stromdurchflossene Leiter im Magnetfeld" sollen die Schüler die im Zusammenhang mit dem elektrischen Feld verstandene Einführung einer feldbeschreibenden Größe auf das Magnetfeld übertragen können. Am Induktionsgesetz erkennen sie, wie das Zusammenwirken von Experiment und Theorie zu neuen Erkenntnissen führt (->W). Die Schüler erfahren, daß auch das magnetische Feld ein Träger von Energie ist. Eine abschließende Zusammenfassung von elektrischen und magnetischen Erscheinungen schafft die Voraussetzungen für das Verständnis von elektromagnetischen Schwingungen und Wellen. Die Vielfalt von technischen Anwendungen, die unmittelbar auf der Kraftwirkung auf bewegte Ladungen beruhen oder aus dem Induktionsgesetz gefolgert werden können, macht den Schülern deutlich, daß die Physik wesentliche Grundlagen für technische Anwendungen in Alltag und Umwelt bereitstellt (->MT).

magnetisches Feld: Feldlinien; Magnetfeld eines stromdurchflossenen Leiters; Kraft auf einen stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld, Regel für die Kraftrichtung Aufgreifen und Präzisieren von Grundbegriffen
magnetische Flußdichte Lorentzkraft Versuch zu F/(l) = const., Definition der magnetischen Flußdichte P B; Zurückführen von F auf die Lorentzkraft; Erörterung des allgemeinen Zusammenhangs zwischen Strom-, Feld- und Kraftrichtung (keine Behandlung des Vektorprodukts)
Hall-Effekt; Hall-Sonde Versuche zum Hall-Effekt, auch an Halbleitern; Herleitung von Aussagen über Konzentration und Ladungsvorzeichen der Ladungsträger in Festkörpern; Ausmessen von magnetischen Feldern mit der Hall-Sonde; Hinweis auf technische Anwendungen (->MT)
Bewegung geladener Teilchen im homogenen Magnetfeld; spezifische Ladung; technische Anwendungen: Zyklotron, Massenspektrograph, MHD-Generator, Geschwindigkeitsfilter Demonstration verschiedener Fälle mit dem Fadenstrahlrohr, e/m-Bestimmung mit dem Fadenstrahlrohr; Festigung und Vertiefung durch Anwendungsaufgaben, auch aus der Atom- und Kernphysik (vgl. Ph13)
Flußdichte in der langgestreckten stromdurchflossenen Zylinderspule Gewinnen von B - N I /l durch Ausmessen von Spulenfeldern; Messung der magnetischen Feldkonstante µo ; Amperedefinition
Induktion in bewegten und in ruhenden Leitern: Induktionsgesetz; magnetischer Fluß; Lenzsche Regel Deduktion der Induktionsspannung und Bestätigung in Experimenten; Einführung der Größe magnetischer Fluß zur Formulierung des Induktionsgesetzes in differentieller und integraler Form (->M); Demonstration von Anwendungen (->MT: z.B. Tauchspulmikrophon, elektromagnetischer Tonabnehmer, Transformator, Wirbelstrombremse), Festigung durch Übungsbeispiele
Erzeugung einer sinusförmigen Wechselspannung; Effektivwerte und Scheitelwerte von Stromstärke und Spannung deduktive Herleitung von U = Uo sin ?t aus dem Induktionsgesetz; Bestätigung im Experiment; Vergleich von Gleich- und Wechselströmen gleicher mittlerer Leistung; Hinweis auf die Eichung von Wechselstrommeßgeräten
Selbstinduktion; Induktivität Demonstration und Deutung der Selbstinduktion bei Ein- und Ausschaltvorgängen; quantitative Erfassung mit Hilfe des Induktionsgesetzes; Besprechung technischer Anwendungen (->MT, V: z.B. Zündspule)
magnetisches Feld als Träger magnetischer Energie; Energiedichte des magnetischen Feldes energetische Betrachtung des Feldaufbaus bzw. -abbaus; Ermittlung der Energiedichte für das homogene Feld einer langgestreckten Zylinderspule und Verallgemeinerung
Gegenüberstellung von elektrostatischem und magnetischem Feld Zusammenfassung der bisher besprochenen Inhalte, Ausblick auf eine Zusammenfassung der Theorie des elektromagnetischen Feldes durch Maxwell (->W); Hinweis auf den Unterschied zwischen Quellen- und Wirbelfeldern

Der gesamte Abschnitt ist sehr anwendungsorientiert; zu jedem der angeführten Punkte sollen nach Möglichkeit technische Anwendungen besprochen werden (->MT). Bei den Lerninhalten "Induktion", "Effektiv- und Scheitelwerte" und "Selbstinduktion" bietet sich der Einsatz eines (Computer-) Speicheroszilloskops an. Die vielfältigen Möglichkeiten der Bahnbewegung geladener Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern lassen sich eindrucksvoll anhand von Computersimulationen demonstrieren.

 

2 Elektromagnetische Schwingungen und Wellen (ca. 54 Std.)

2.1 Elektromagnetische Schwingungen (ca. 18 Std.)

Die Schüler lernen durch Experimente die Vorgänge im elektromagnetischen Schwingkreis kennen und die Analogie zum mechanischen Oszillator verstehen. Durch die mathematische Ausschärfung der Erkenntnisse gewinnen sie ein tieferes Verständnis für die Vorgänge beim harmonischen Oszillator und für den Zusammenhang zwischen der Periodendauer und den übrigen Größen des Oszillators (->M). Als Hilfsmittel zur Erzeugung ungedämpfter elektromagnetischer Schwingungen lernen die Schüler das Rückkopplungsprinzip kennen, das sich auch auf nicht-elektrische Systeme übertragen läßt. In Analogie zu den entsprechenden mechanischen Erscheinungen beobachten sie das Phänomen der Resonanz bei erzwungenen Schwingungen und sollen diese Vorgänge qualitativ beschreiben (->DS) können.

kapazitiver und induktiver Widerstand  Erarbeitung der Beträge der Wechselstromwiderstände von Kondensator und Spule (keine Berechnung von Gesamtwiderständen zusammengesetzter Schaltungen)
elektromagnetischer Schwingkreis; Thomson-Gleichung Entladung eines Kondensators über eine Spule; Gegenüberstellung von elektrischer und mechanischer Schwingung; Aufstellen der Differentialgleichung für elektromagnetische und mechanische harmonische Oszillatoren (->M), Herleitung der Thomson-Formel durch einen "plausiblen" Lösungsansatz (->MT, V: Induktionsschleifen zur Verkehrszählung und -leitung); Hinweis auf die elektronische Klanger-zeugung (->Mu)
Erzeugung ungedämpfter elektromagnetischer Schwingungen; Rückkopplung   Ausblick auf die Bedeutung der Rückkopplung auch bei nicht-elektrischen Regelkreisen (->B: z.B. Körpertemperatur,Pupillenreaktion; ->WR: z.B. Käuferverhalten)
erzwungene Schwingungen; Resonanz  Aufnahme einer Resonanzkurve; Diskussion des Amplituden- und Phasenverhaltens (qualitativ); vergleichende Betrachtung von mechanischer (->Mu) und elektrischer Schwingung; Erarbeitung der Meißner- oder der Dreipunktschaltung.

2.2 Elektromagnetische Wellen (ca. 36 Std.)

Der Übergang vom geschlossenen zum offenen Schwingkreis macht den Schülern deutlich, daß von einem schwingenden Dipol elektromagnetische Wellen abgestrahlt werden; damit erarbeiten sie sich Grundlagen der modernen Kommunikationstechnik (->MT). Anhand von Ausbreitungs-, Beugungs- und Interferenzversuchen mit Mikrowellen, mechanischen Wellen und Licht sollen die Schüler die Bedeutung des Wellenmodells zur Beschreibung von Phänomenen der Natur verstehen. Sie lernen, daß auch das Licht eine elektromagnetische Welle ist.

elektrische Dipolschwingungen   experimenteller Nachweis der Stromstärke- und Ladungsverteilung im induktiv angeregten Stabdipol, Betrachtung der Momentbilder im zeitlichen Abstand T/4; Grundschwingung des ? /2-Dipols als stehende Welle; Oberschwingungen
Dipolstrahlung, Wellencharakter der Dipolstrahlung; Ausbreitungsgeschwindigkeit c   Nachweis der Richtungsabhängigkeit der Dipolstrahlung; Nachweis von stehenden Wellen vor einer reflektierenden Wand; Hinweis auf die Energieabstrahlung jeder beschleunigten Ladung
Reflexion, Brechung, Polarisation, Interferenz und Beugung elektromagnetischer Wellen   Versuche mit dem Mikrowellensender, Analogieversuche mit Seilwellen und Wasserwellen; Wellenlängenmessung; Berechnung der Ausbreitungsgeschwindigkeit bei bekannter Senderfrequenz; Hinweis auf technische Anwendungen besonders in der Kommunikationstechnik (->MT, ME)
Sendung, Übertragung und Empfang elektromagnetischer Wellen   Betrachtung modulierter Schwingungen am Oszilloskop; Beschränkung auf Grundlagen (->BO, ME, MT: Auswirkungen moderner Technologien)
Licht als elektromagnetische Welle, Beugungs-und Interferenzversuche mit Licht   Demonstration der Beugung von Licht am Ein-fachspalt; Nachweis der Wellennatur im Doppelspaltversuch: klare begriffliche Trennung von Beugung und Interferenz (->MT: z.B. Prinzip der Holographie, Vergütungsschichten); Versuch von Pohl
Einfachspalt   Vergleich mit der Interferenz am Doppelspalt; Erklärung durch eine einfache Theorie; Hinweis auf das Auflösungsvermögen optischer Geräte
Messung der Wellenlänge des Lichts mit dem optischen Gitter; Auflösungsvermögen eines Gitterspektrographen   Mehrfachspalt: Aufnahme der Verteilung der Beleuchtungsstärke; Unterscheidung von Haupt-und Nebenmaxima; Vergleich von Gitter- und Prismenspektren.
Polarisation des Lichts   Versuche mit Polarisationsfiltern (->C: optische Aktivität); Polarisation durch Reflexion
elektromagnetisches Spektrum; Erzeugung, Nachweis und technische Anwendung elektromagnetischer Strahlung; Bragg-Beziehung   Nachweis der infraroten und ultravioletten Strahlung mit Thermosäule bzw. Fluoreszenz (->MT); Erläuterung des Prinzips der Erzeugung von Röntgenstrahlung und des Nachweises mit dem Zählrohr; Ausblick auf Interferenzversuche mit monochromatischer Röntgenstrahlung; Demonstration der Glanzwinkel bei Bragg-Reflexion im Modellversuch mit Mikrowellen

 

3 Einführung in die spezielle Relativitätstheorie (*) (ca. 30 Std.)

Falls dieser Themenbereich nicht mit allen Inhalten behandelt wird, sollen die mit (**) gekennzeichneten Inhalte bereits bei der Behandlung der Bewegung geladener Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern besprochen werden; für die Durchnahme sind dann ca. 10 Std. eingeplant.

3.1 Relativistische Kinematik (ca. 20 Std.)

Mit der speziellen Relativitätstheorie arbeiten sich die Schüler zum ersten Mal in ein Gebiet der modernen Physik ein. In der historischen Auseinandersetzung über Theorien zur Lichtausbreitung lernen sie den Ausgangspunkt der Relativitätstheorie kennen, aber auch die Tatsache, daß die Theorie des Elektromagnetismus indirekt bereits die Relativitätstheorie mit einschließt. Sie gewinnen Verständnis für die Problematik der Einführung eines zeitlich-räumlichen Bezugssystems und erfahren, welch weitreichende und geradezu paradox anmutende Folgerungen aus zwei leicht einsehbaren Grundannahmen gezogen werden müssen (->W).

Zurückführung von Längenmessungen auf Zeitmessungen, Echolot und Entfernungsradar; c als Grenzgeschwindigkeit (**)   Hervorheben der Sonderstellung elektromagnetischer Signale im Vakuum: größte bekannte Ausbreitungsgeschwindigkeit c, kein materieller Träger erforderlich
Michelson-Versuch    Berechnung der Veränderung von Schall-Laufzeiten durch Wind und Analogieschluß auf das von Michelson erwartete Versuchsergebnis; Beschreibung des Versuchs und Berechnung der von Michelson erwarteten Verschiebung der Interferenzstreifen; historische Bedeutung des Michelson-Versuchs
Grundannahmen Einsteins: Prinzip von der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit, Relativitätsprinzip   Erläuterung des weiteren Vorgehens: Aus den beiden Grundannahmen werden Folgerungen hergeleitet, die durch die Physik experimentell überprüft und bestätigt wurden.
zeitlich-räumliches Bezugssystem; Systemzeit   Zurückführung der Synchronisation von relativ zueinander ruhenden Uhren auf die Laufzeitmessung von Lichtsignalen (analog zur Entfernungsmessung).
Relativität der Gleichzeitigkeit; Beziehung zwischen Systemzeit und Anzeige einer im Bezugssystem bewegten Uhr; k-Faktor   Betrachtung von relativ zueinander bewegten Bezugssystemen; Veranschaulichung an Minkowski-Diagrammen; Zusammenhang zwischen Dopplerverschiebung und Relativgeschwindigkeit
Zeitdilatation; Längenkontraktion   rechnerische Herleitung des Zeitdehnungsfaktors mit Hilfe des k-Faktors (->M); Bestätigung der Zeitdilatation bzw. Längenkontraktion durch Myonenexperimente
Lorentz-Transformation; Additionstheorem für Geschwindigkeiten   Herleitung der Gleichungen, Interpretation und graphische Veranschaulichung (->M); Betrachtung der Galilei-Transformation als nichtrelativistischer Grenzfall

Die Folgerungen aus dem Relativitätsprinzip und der Konstanz der Lichtgeschwindigkeit sollen in Zeit-Ort-Diagrammen (Minkowski-Diagrammen) mit nur einer Ortsachse mit Hilfe der Lichtsignalmethode gefunden werden.

 

3.2 Relativistische Dynamik (**) (ca. 10 Std.)

Die Behandlung der relativistischen Massenveränderlichkeit und der Äquivalenz von Masse und Energie führt die Schüler zu Erkenntnissen, die seit ihrer Entdeckung als beispielhaft für die moderne Physik stehen. Sie sollen so die fundamentale Bedeutung von Erhaltungssätzen für die gesamte Physik einsehen und mit wichtigen Voraussetzungen für das Verständnis der Atom- und Kernphysik umgehen lernen (->W).

relativistischer Impuls; Abhängigkeit der Masse von der Geschwindigkeit   Besprechung der Versuche von Bucherer oder von Kaufmann; Herleitung der relativistischen Massenformel; Hinweis auf das Synchrotron
Äquivalenz von Masse und Energie; relativistische Impuls-Energie-Beziehung   Gewinnung von E = mc2 aus der Änderung der Ruhemasse beim Stoß, Formulierung des umfassenden Masse-Energie-Erhaltungssatzes; Aufstellung der relativistischen Beziehung zwischen Impuls und Energie; Betrachtung der klassischen Grenzfälle; Hinweis auf die Bedeutung von Kollisionsexperimenten (vgl. Ph13; ->MT).

4 Einführung in die Theorie der Wärme (*) (ca. 30 Std.)

Falls dieser Themenbereich nicht mit allen Inhalten behandelt wird, können die mit (**) gekennzeichneten Inhalte auch an geeigneter Stelle in Jahrgangsstufe 13 besprochen werden; für die Durchnahme sind dann ca. 10 Std. eingeplant.

4.1 Die kinetische Deutung der Wärme (ca. 16 Std.)

Die Kenntnisse über den Aufbau der Materie aus Atomen werden durch einfache Abschätzungen und durch Gewinnung quantitativer Aussagen über Größe und Anzahl von Molekülen einer gegebenen Stoffmenge erweitert und vertieft. Die Schüler erhalten einen Einblick, wie durch verfeinerte Methoden sehr kleine Dimensionen und sehr große Zahlen mit hoher Genauigkeit bestimmt werden können. Einfache Beobachtungen eröffnen den Zugang zum Modell des idealen Gases und zum Verständnis der kinetischen Deutung des Gasdrucks und der Temperatur. Die Schüler lernen, elementare statistische Betrachtungsweisen auf das Gasmodell anzuwenden und mit der statistischen Interpretation der Zustandsgleichung eines idealen Gases umzugehen (->W).

historische Grundlagen der Atomvorstellung    Schüler- oder Lehrervortrag
Brownsche Bewegung    Beobachtung der Brownschen Bewegung und von Modellversuchen hierzu machen die Realität von Atomen bewußt.
Molekülgröße, Avogadro-Konstante (**)    Abschätzung der Molekülgröße und der Avogadro-Konstante mit dem Ölfleckversuch (->C); Berechnung der Avogadro-Konstante aus Daten über den Kristallbau, Hinweis auf ihre Bestimmung mittels der Elementarladung oder mit Röntgenstrahlinterferenzen
Modell des einatomigen idealen Gases; Zusammenhang zwischen Gasdruck und mittlerer Teilchenenergie bei konstanter Temperatur   experimentelle Erfassung der Geschwindigkeitsverteilung und Herleitung des Zusammenhangs zwischen Druck und Teilchengeschwindigkeit in einem Modellgas aus den Annahmen über das ideale Gas
Zustandsgleichung des idealen Gases (**)    Wiederholung bzw. Einführung in der Form pV = nRT = NkT
Zusammenhang zwischen mittlerer Teilchenenergie und absoluter Temperatur (**)   Ekin = 3/2 kT durch Vergleich des empirisch gefundenen Gasgesetzes mit dem Ergebnis der kinetischen Gastheorie; Besprechung von Versuchen mit der Lichtmühle und des Versuchs von Stern; Vergleich des idealen Gases mit dem Verhalten realer Gase

 

4.2 Die Hauptsätze der Wärmelehre (ca. 14 Std.)

Mit dem ersten Hauptsatz der Wärmelehre erfahren die Schüler eine Vertiefung und Erweiterung des Prinzips von der Erhaltung der Energie. Der zweite Hauptsatz zeigt ihnen Grenzen bei der Umwandlung von Energie auf und macht die technische Bedeutung einer prinzipiell nicht vollständigen Energieumwandlung deutlich. Ein Ausblick auf thermische Umweltprobleme (->U) soll den Schülern die Notwendigkeit zur Rückgewinnung "vergeudeter Energie" bewußtmachen (->DW, FR).

1. Hauptsatz der Wärmelehre: Unmöglichkeit des perpetuum mobile 1. Art; molare Wärmekapazitäten   Interpretation der Gleichung U = Q+W anhand von Beispielen; Definition und Berechnung der molaren Wärmekapazitäten für das einatomige ideale Gas
2. Hauptsatz der Wärmelehre: Unmöglichkeit des perpetuum mobile 2. Art; optimaler Wirkungsgrad einer Wärmeenergiemaschine   Analyse der Wirkungsweise von Wärmeenergiemaschinen (-> MT, U); Berechnung von Wirkungsgraden, insbesondere beim Stirlingprozeß (Heißluftmotor); reversible und irreversible Prozesse (->B, C: Entropie); Energieentwertung

Jahrgangsstufe 13

5 Einführung in die Atomphysik (ca. 55 Std.)

5.1 Grundlegende Elemente der Quantenphysik (ca. 30 Std.)

Die Schüler erleben erneut, wie das in sich geschlossene physikalische Weltbild zu Beginn des 20. Jahrhunderts (->K12, Ev11, Eth 12) durch neue experimentelle Ergebnisse in Frage gestellt wurde (->W). In den Experimenten zum Photo- und zum Compton-Effekt sowie zur Elektronenbeugung lernen die Schüler Phänomene kennen, die zur Erweiterung klassischer Theorien geführt haben. Sie sollen die Schwierigkeiten nachvollziehen können, die sich ergaben (->G), als die klassischen Vorstellungen der Physik mit den neuen Erkenntnissen in Einklang gebracht werden mußten. Schnell bewegte Materie und elektromagnetische Strahlung stellen sich ihnen als der unmittelbaren Anschauung unzugängliche Objekte dar, für die je nach physikalischer Notwendigkeit verschiedene Modelle (->W) verwendet werden.

lichtelektrischer Effekt   Durchführung von Versuchen; Verdeutlichen der Widersprüche zur Wellentheorie des Lichts
Zusammenhang zwischen Lichtfrequenz und kinetischer Energie der Photoelektronen; Austrittsarbeit, Grenzfrequenz; Plancksches Wirkungsquantum h   quantitative Auswertung des zugehörigen Experiments (z.B. Gegenfeldmethode); Interpretation des Ergebnisses (Einstein-Gleichung); h als Naturkonstante
Photon   Einführung des Photons als "Teilchen" der Ruhemasse null und der Energie hf (->W); Herleitung des Impulses aus der relativistischen Energie-Impuls-Beziehung
Compton-Effekt    Herleitung und Diskussion der Formel für die Wellenlängenänderung; Vergleich mit Meßergebnissen aus der Literatur; Hinweis, daß der Teilchenaspekt erst bei hohen Frequenzen deutlich wird.
Teilchenstrahlinterferenz: Elektronenbeugung; de-Broglie-Wellenlänge; Unabhängigkeit der Elementarladung von der Geschwindigkeit   quantitativer Versuch mit der Elektronenbeugungsröhre; Analogieschluß auf die Welleneigenschaften bewegter Teilchen; Prinzip des Elektronenmikroskops (->MT, W)
Wellen- und Teilchenaspekt von Licht und Materie; Grenzen der Anwendbarkeit klassischer Vorstellungen; statistische Deutung nach Born   Besprechung eines Gedankenexperiments zur Interferenz bei sehr geringer Beleuchtungsstärke; Mitteilung des Zusammenhangs zwischen der Aufenthaltswahrscheinlichkeit eines Teilchens und der zugehörigen de-Broglie- bzw. elektromagnetischen Welle; Diskussion des scheinbar unterschiedlichen Verhaltens von Makro- und Mikroobjekten (->DS; ->W)
Heisenbergsche Unschärferelation   Hinführung z.B. über das Interferenzbild eines Teilchenstrahls, der durch einen Doppelspalt tritt; Erläuterung an einfachen Beispielen

 

5.2 Physik der Atomhülle (ca. 25 Std.)

Die historische Entwicklung der Modellvorstellung vom Atom (->C, G) bildet den "roten Faden" durch diesen Unterrichtsabschnitt. Dabei sollen jeweils die Leistungen des gerade betrachteten Modells erkannt werden, aber auch seine Unzulänglichkeiten, welche die Erarbeitung eines neuen besseren Modells notwendig gemacht haben. Die quantenhafte Emission und Absorption von Energie und die Anwendung der Unschärferelation machen den Schülern verständlich, daß erst durch die völlige Aufgabe von klassischen Vorstellungen ein Atommodell ermöglicht wurde, mit dem nach heutiger Ansicht die physikalische Wirklichkeit (->K12, Ev11, Eth12; ->W) adäquat beschrieben werden kann.

Streuversuche von Rutherford und das zugehörige Atommodell; Ladung des Atomkerns   Hinweis auf das Atommodell von Thomson; Abschätzung des Kernradius über den zentralen Stoß
Franck-Hertz-Versuch   Aufnahme und Deutung des U-I-Diagramms; Gegenüberstellung von Atom und klassischem Oszillator bezüglich der Energieaufnahme
Emissions- und Absorptionsspektren, Resonanzfluoreszenz   Messung der Wellenlängen von Emissionslinien der Balmerserie; Demonstration der Resonanzfluoreszenz bei Natrium; Vergleich zwischen Emissions- und Absorptionsspektrum (->C), Beobachtung der Fraunhoferschen Linien und Aufzeigen ihrer Bedeutung (->G; ->W)
Atommodell von Bohr als historischer Zwischenschritt   Darlegen der Widersprüche zwischen Atommodell von Rutherford, klassischer Physik und Existenz von Linienspektren; Diskussion der Formel für die Energiestufen im H-Atom und Vergleich mit den spektroskopischen Befunden und der Ionisierungsenergie.
Grenzen des Atommodells von Bohr   Aufzeigen des Widerspruchs zwischen dem Bohrschen Modell und der Unschärferelation (->W)
Elemente des quantenmechanischen Modells des Wasserstoff-Atoms (Orbitalmodell)   Veranschaulichen des quantenmechanischen Atommodells durch stehende Wellen in ein, zwei und drei Dimensionen; Entwicklung der Vorstellung vom Elektron als dreidimensionale stehende Materiewelle (->C)
Energieniveaus für das Elektron im eindimensionalen Potentialtopf   Berechnung von Wellenlängen für das Elektron
Schalenaufbau der Atomhülle und Periodensystem der Elemente; Röntgenspektren   Beschreibung der charakteristischen Röntgenstrahlung; Deutung des Gesetzes von Moseley mit einer Schalenstruktur der Atomhülle; Bestätigung durch Darlegung des Verlaufs der Ionisierungsenergie und des Atomvolumens bei zunehmender Ordnungszahl (->C)

Der Grundgedanke des Franck-Hertz-Versuchs (inelastische Streuung) und der Absorptionsexperimente sollte besonders betont werden: Man bietet einem System, hier dem Atom, verschiedene Energien an und beobachtet, welche Energien aufgenommen werden. Auf eine Herleitung der Energieformel aus den Bohrschen Postulaten soll verzichtet werden. Das quantenmechanische Modell des Wasserstoffatoms kann auch eindrucksvoll mit Hilfe eines Rechnerprogramms demonstriert werden.

 

6 Eigenschaften stabiler Kerne, Kernzerfall und Kernreaktionen (ca. 36 Std.)

Die Schüler lernen die wichtigsten Eigenschaften der Atomkerne kennen. Sie erfahren, daß der Einschluß von Teilchen in ein begrenztes Raumgebiet auch beim Kern zur Ausbildung diskreter Energieniveaus führt. Sie sollen verstehen, daß das Auftreten dieser Energiestufen wie bei der Atomhülle durch inelastische Stoßanregung und Spektroskopie nachgewiesen wird. Sie lernen die wesentlichen Eigenschaften der radioaktiven Strahlung instabiler Kerne kennen und erfahren, welche Gefahren diese Strahlung in sich birgt und wie Strahlenschutzmaßnahmen sinnvoll zu treffen sind. Am Beispiel des radioaktiven Zerfalls erkennen die Schüler besonders deutlich, wie man in der Physik sowohl mit der induktiven als auch mit der deduktiven Methode neue Erkenntnisse gewinnt (->W). Sie erkennen ferner, wie die statistische Deutung des Kernzerfalls ("Kerne altern nicht") zum Zerfallsgesetz führt und wie dieses Gesetz z.B. zur Altersbestimmung (->B, C, G; ->W) herangezogen werden kann. Sie erhalten einen Einblick in die Vielfalt von Kernreaktionen (->CLk12).

Größe von Atomkernen, Protonen und Neutronen als Kernbausteine; Isotopie, Nuklidkarte   Mitteilung der Kerngröße und der Kernbausteine; Hinweis auf Beugungsversuche mit Teilchenstrahlen (Modellversuch: Beugung von Laserstrahlen an Bärlappsporen); Vergleich von Stärke und Reichweite der Kernkräfte mit der Coulomb-Kraft.
Kernmassen; Massendefekt, Bindungsenergien   Anwenden der Kenntnisse über das Verhalten geladener Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern auf ein Verfahren zur Isotopentrennung und zur Bestimmung der Kernmassen in Massenspektrographen (->C; ->MT); Berechnung von Bindungsenergien mit der relativistischen Masse-Energie-Beziehung
Existenz diskreter Energiestufen im Kern, Übergang zwischen Energieniveaus bei ?-Emission; Energieniveauschemata   Hinweis auf Versuche, bei denen mit inelastischer Teilchenstreuung analog zur Atomhülle auch im Kern diskrete Energieniveaus nachgewiesen werden können, sowie auf Linienspektren der ?-Strahlung (Resonanzfluoreszenz am Kern); Hinweis auf das Tröpfchen- und das Potentialtopfmodell zur Erläuterung wesentlicher Kerneigenschaften
stabile und instabile Kerne; a-, ß-, ?-Strahlung; Nachweis hochenergetischer Strahlung mit Ionisationskammer, Zählrohr und Nebelkammer; Verschiebungssätze, Zerfallsreihen   Nachweis der einzelnen Strahlenarten durch einfache Absorptionsversuche und durch das Verhalten im Magnetfeld; Experimente und qualitative Erklärungen zu den Nachweisgeräten (->MT); Veranschaulichung an der Nuklidkarte (->C) und durch Energieniveauschemata; Hinweise zur Zählstatistik (->M)
Absorption radioaktiver Strahlung in Materie; quadratisches Abstandsgesetz   Durchführung von Experimenten zur mittleren Reichweite von a-Strahlung, zur Absorption von ß- und ?-Strahlung und zum quadratischen Abstandsgesetz
biologische Strahlenwirkung; Strahlenbelastung des Menschen, Energie- und Äquivalentdosis; Strahlenschutzmaßnahmen   Darlegung von Strahlenwirkung und Strahlenschäden; Diskussion des Zusammenhangs von Dosis und Gesundheitsschäden (->B); Überlegungen zur Minimierung des Strahlenrisikos, Verhaltensregeln nach der Strahlenschutzverordnung (->GE, U, P)
Zerfallsgesetz, Halbwertszeit, Aktivität; Gegenüberstellen von induktivem und deduktivem Vorgehen   induktive Erarbeitung des Zerfallsgesetzes aus dem Experiment; deduktive Erschließung der exponentiellen Abnahme (->M12); Besprechung von Anwendungen in Medizin und Technik (->GE, MT) sowie von Möglichkeiten der Altersbestimmung (->B, G)
ß + -Zerfall, K-Einfang; Teilchen und Antiteilchen   Vergleich von ß - -, ß + -Zerfall und K-Einfang; Veranschaulichung der Zerfälle an der Nuklidkarte, Hinweis auf die Stabilitätslinie; Hinweis auf Teilchen und Antiteilchen, Paarbildung und -vernichtung.
Energiespektrum bei a- und ß-Zerfall   Deutung des a-Zerfalls mit Hilfe des Tunnel-Effekts; Hinweis auf die Kontinuität des ß-Spektrums, Verdeutlichung im Experiment; Erklärung mit dem Auftreten von Neutrinos (->W)
einfache Kernreaktionen; freies Neutron   Beispiele für Kernumwandlungen; Aufstellen von Impuls- und Energie-Bilanzen; Ergänzen von Reaktionsgleichungen aufgrund von Erhaltungssätzen; Besprechung der Erzeugung, der Eigenschaften und der Abschirmung von Neutronen (->MT)

Bei der Besprechung der verschiedenen Zerfallsarten und Kernreaktionen soll die zentrale Rolle der Erhaltungssätze für Energie, Impuls und Ladung jeweils deutlich herausgestellt werden.

 

7 Ausblick auf Kerntechnik und Elementarteilchenphysik (ca. 9 Std.)

Die Schüler erhalten einen Einblick in die Kernenergietechnik (->CLk12). Auf der Grundlage der bisher erworbenen Kenntnisse über die Atomkerne soll in ihnen die Bereitschaft geweckt werden, sich bei Fragen zur Kernenergie ein eigenes, fachlich fundiertes Urteil zu bilden und es verantwortungsbewußt zu vertreten. Die Beschäftigung mit Fragestellungen, die mit modernen Großforschungsanlagen angegangen werden, soll den Schülern die Bedeutung und die Notwendigkeit einer zweckfreien Grundlagenforschung für die Gewinnung neuer Erkenntnisse bewußtmachen.

Grundlagen der Kernenergietechnik: Kernspaltung, Kernenergie; Entsorgung, Wiederaufbereitung;   Besprechen der wichtigsten Tatsachen zur Funktion, zum Aufbau und zum Betrieb von Kernreaktoren (->U, P, FR);
Kernfusion   Veranschaulichung des aktuellen Standes der Fusionsforschung an Diagrammen (->EU); Erläuterung der Energieumwandlung in Sternen (->W)
Suche nach elementaren Bausteinen der Materie   Erläuterung der Gründe für die Suche der Physiker nach neuen Substrukturen (->K12, Ev11, Eth12: Neugier und Verantwortung des Wissenschaftlers; ->W); Besprechung des Aufbaus von Protonen und Neutronen aus Quarks und des experimentellen Nachweises von Quarks in Protonen; Hinweis auf die Suche nach einer vereinheitlichenden Beschreibung der Naturkräfte (->W)

 

8 Experimentelles Praktikum (ca. 24 Std.)

Im experimentellen Praktikum können die Schüler bei der Bearbeitung und Lösung physikalischer Aufgabenstellungen ihr Wissen und ihre experimentellen Fähigkeiten unmittelbar festigen und erweitern. Sie lernen durch eigenes Tun beim Beobachten, Messen, Darstellen und Formulieren von Ergebnissen die wichtigsten Arbeitsmethoden der Physik vertieft kennen, z.B. das Erfassen und Verarbeiten von Meßwerten, die Verwendung von Logarithmenpapier (-> M10). Dabei soll die Einstellung, Geräte und Materialien verantwortungsbewußt zu handhaben, gestärkt werden.

Die gemeinsame Arbeit bei der Planung, Durchführung und Auswertung von Experimenten vermittelt den Schülern die Fähigkeit zur Teamarbeit, wie sie heute in Wissenschaft und Berufsleben gefordert wird. Die Nützlichkeit des Computers bei der Meßwerterfassung oder beim Berechnen physikalischer Modelle mit fertiger Software zeigt sich den Schülern besonders deutlich, wenn sie selbständig mit diesem Gerät umgehen und damit vertraut werden. Die Beschäftigung mit populärwissenschaftlichen Artikeln, mit Nachdrucken historischer Originalarbeiten oder auch mit fremdsprachigen Aufsätzen (-> mFS) zeigt den Schülern, wie in Wissenschaft und Beruf mit Fachliteratur (->W) gearbeitet wird.

Die folgenden Praktikumsthemen haben Vorschlagscharakter. Je nach Ausstattung der Schule können auch andere Themen bearbeitet werden. Die Praktika können in arbeitsteiligen oder bei entsprechender Geräteausstattung auch in arbeitsgleichen Gruppen durchgeführt werden. Jeder Schüler soll insgesamt wenigstens sechs Versuche aus verschiedenen Gebieten bearbeiten.

Themen zu 1.1:

- Aufnahme der Entladungskurve eines Kondensators und Bestimmung der abgeflossenen Ladung (z.B. mit einem Computer-Meßwerterfassungssystem)
- Aufnahme von Äquipotentiallinien im elektrolytischen Trog
- Bestimmung der elektrischen Feldkonstante
- Bestimmung der Elementarladung im Millikan-Versuch, Auswertung mit einem Rechnerprogramm.

Themen zu 1.2:

- Bestimmung der spezifischen Ladung von Elektronen im Fadenstrahlrohr
- Bestimmung magnetischer Felder mit der Hall-Sonde
- Bestimmung der Ladungsträgerdichte in einem Halbleiter
- Messung von Spannungsstößen mit einem Meßwerterfassungssystem
- Aufnahme von Ein- und Ausschaltvorgängen an Spulen und Kondensatoren
- Simulation der Bewegung geladener Teilchen in elektrischen und magnetischen Feldern (z.B. Geschwindigkeitsfilter, Rutherford-Streuung) mit dem Computer

Themen zu 2.1:

- Bestimmung von Wechselstromwiderständen, evtl. auch Parallel- und Serienresonanz
- Aufbau und Erprobung von Meißner- oder Dreipunkt-Schaltung
- Versuche mit gekoppelten Oszillatoren
- harmonische bzw. gedämpfte Schwingung: Realexperimente und Simulationen

Themen zu 2.2:

- Aufbau eines einfachen MW-Empfängers
- Experimente mit dem Dezimeterwellen-Sender
- Modulation und Demodulation elektromagnetischer Wellen
- Beugungs- und Interferenzversuche mit Wasser-, Schall-, Mikrowellen und mit Licht
- Versuche zur Polarisation von Licht (->C, B: Saccharimeter)
- Messung der Lichtgeschwindigkeit

Themen zu 3.1:

- Dopplereffekt mit Schall- und Mikrowellen

Themen zu 4.1:

- Abschätzung der Molekülgröße und der Avogadro-Konstante mit dem Ölfleckversuch
- Versuche mit dem Heißluftmotor
- Versuche mit einem Modellgas

Themen zu 5:

- Experimente zum lichtelektrischen Effekt, Bestimmung von h und der Austrittsarbeit
- Bestimmung der Wellenlänge von Elektronen mit der Elektronenbeugungsröhre

Themen zu 6:

- Bestimmung der Wellenlängen von Spektrallinien der Balmerserie
- Umkehr der Natrium-D-Linie
- Aufnahme der Kennlinie beim Franck-Hertz-Versuch und Auswertung
- Betrachtung verschiedener Zustände des Elektrons in einer Simulation des quantenmechanischen Atommodells des Wasserstoffatoms