Jahrgangsstufe 11 (5)
Texte und Autoren
Sallust
Catilina oder Jugurtha (in Auswahl);
Überblick über das jeweilige Werk
Tacitus: Germania
Überblick über das Werk;
ausgewählte Abschnitte, z.B. über Land und Volk, öffentliches und privates Leben
Vergil: Aeneis
Überblick über das Werk;
Prooemium; für eine thematische Lektüre geeignete Abschnitte (insbesondere Dido- oder
Laokoon-Episode)
Catull (auch als Interimslektüre)
Lesbia-Gedichte, z.B. c. 2, 5, 43, 51, 70, 72, 85
und
Martial (auch als Interimslektüre)
Auswahl von Epigrammen zum Thema "zwischenmenschliche Beziehungen"
Briefliteratur
themenorientierte Auswahl, z.B. aus der Korrespondenz Ciceros, aus Plinius, Ovid, aus
christlichen Briefen
und/oder
christliche, mittelalterliche, humanistische Texte
ausgewählte Abschnitte zur christlichen Glaubens- und Lebenspraxis, zu
geschichtlichen Ereignissen und Entwicklungen, zu wissenschaftlichen, kulturellen und
sozialen Fragen, z.B. von Minucius Felix, Augustinus,
Hieronymus, Laktanz, aus Märtyrerakten, Hymnen und
Sequenzen, Vagantenliedern, Chroniken, von Aventinus, Petrarca, Hutten, Erasmus
Biographie der Autoren
Heranziehen der Lebens- und Zeitumstände zum Verständnis der Texte und der
Aussageabsicht; Selbstverständnis des Autors
1 Spracharbeit
Durch systematische Wortkundearbeit, selbständigen Umgang mit dem Lexikon und vor allem durch kontinuierliche Wortschatzerweiterung bei der Autorenlektüre entwickeln die Schüler ihre Wortschatzkompetenz; dazu trägt auch bei, daß sie den Bedeutungsumfang römischer Wertbegriffe kennenlernen (-> D). Im Zusammenhang mit dem Text wiederholen sie wesentliche syntaktische Strukturen, lernen aber auch autoren- oder gattungsspezifische Besonderheiten im Satzbau kennen.
lektürebegleitende Wortschatzerweiterung
- u.a. politischer Wortschatz; poetische Wörter und
Wendungen (z.B. pelagus, arva); Wörter und Wendungen aus der gesprochenen .Sprache
und dem Alltagsleben (z.B. basium) -.häufige Verwendung von Intensiva bzw. Incohativa bei Sallust und Tacitus, dazu Nebenformen wie uti, fore; Deminutiva bei Catull und Martial |
Zusammenstellen (Vokabelheft) und Lernen von Wörtern und
Wendungen, die für die jeweiligen Sachverhalte und Gattungen typisch sind Beobachten von Besonderheiten im Wortschatz einzelner Autoren |
systematische Anleitung zu selbständigem Arbeiten mit Lexikon, Wortkunde und Grammatik | selbständige Übungen wie Erschließen von Wortbedeutungen mit Hilfe der Wortbildungslehre (-> Fs), Informieren über den Bedeutungsumfang zentraler Begriffe (-> D11: Übungen zur Begriffserklärung), Ermitteln kontextbezogener Wortbedeutungen; Zuhilfenahme der Wortkunde beim Wiederholen von Wörtern; Klären grammatischer Fragen |
Wiederholung wesentlicher sprachlicher Erscheinungen im Zusammenhang mit der jeweiligen Lektüre | immanentes und systematisches Festigen der Formenlehre und wichtiger syntaktischer Erscheinungen |
Identifizierung und Analyse syntaktischer Strukturen | Untersuchen syntaktischer Besonderheiten (auch graphische Satzanalysen) wie bewußter Wechsel von Parataxe und Hypotaxe, Inkonzinnität und Ellipse bei Sallust und Tacitus, Wortstellung bei Dichtern |
2 Textarbeit
Bei der Beschäftigung mit anspruchsvollen lateinischen Texten werden die Schüler verstärkt auf Probleme des Übersetzens aufmerksam und lernen so, bewußter mit Sprache umzugehen (-> DS). Die Lektüre historiographischer Werke macht ihnen deutlich, wie Wertvorstellungen und politischer Standort eines Autors die Darstellung geschichtlicher Vorgänge beeinflussen (-> P); zugleich lernen sie, die Texte antiker Historiker auch als bewußt gestaltete literarische Werke zu würdigen. Beim Interpretieren von Gedichten Catulls und Martials erfahren die Schüler Dichtung als Ausdruck menschlichen Erlebens, aber auch als Ergebnis artistischer Bemühung um Sprache und Form. Ausgewählte Passagen aus der Aeneis vermitteln einen Eindruck von der Gestaltung menschlicher Schicksale im klassischen römischen Epos.
Übersetzung und Erschließung anspruchsvoller Texte (-> D11: Erschließung poetischer Texte, Analyse anspruchsvoller nichtpoetischer Texte) | Übersetzen nach verschiedenen Methoden; Vergleich mit neuzeitlichen Übertragungen; Besprechen von grundsätzlichen Problemen der Übersetzung (-> D, Fs; -> DS) Zusammenfassung und Paraphrase; Gliedern und Herausarbeiten des Gedankenganges; Erarbeiten des Aufbaus unter Berücksichtigung von Wortwiederholungen und Leitwörtern |
stilistische Analyse anhand von Leitfragen sprachlich-stilistische Besonderheiten (Erweiterung und Vertiefung; z.B. brevitas, Archaismen, Inkonzinnität); unterschiedliche Stilebenen (-> D, Fs) |
Erkennen und Zusammenstellen von sprachlichen (Deminutiva u.a.) und syntaktischen Eigentümlichkeiten (Fehlen gedanklicher Verknüpfungen u.a.) bei einzelnen Autoren; Überlegungen zum Zusammenwirken von Sprache, Inhalt und Form |
inhaltliche Interpretation anhand von Leitfragen (-> D, Fs) | sachliche Erläuterungen; Nachvollziehen von Argumentationslinien; Beschreiben des Bedeutungsinhalts von Leitbegriffen |
wichtige Metren (-> Gr11) -Hendekasyllabus, Hinkjambus; Wiederholung und Vertiefung der Gesetzmäßigkeiten des Hexameters und Pentameters (Enjambement, versus spondiacus u.a.) |
Erkennen und Lesen; metrische Analyse; Untersuchen der Beziehungen zwischen Syntax und Vers; Erkennen und Beschreiben der Wechselwirkung zwischen metrischer Gestaltung und Inhalt |
antike literarische Gattungen (-> D,
Fs) Tradition und Konvention der behandelten Gattungen; die Wahl der Gattung als Ausdruck der Intention des Autors |
Herausarbeiten von Zusammenhängen zwischen den Darstellungsabsichten der Autoren und den Erfordernissen der Gattung |
- die antike Gattung Geschichtsschreibung Anlaß und Zielsetzung (memoria rerum gestarum) |
Verstehen der Eigenart antiker Geschichtsschreibung; Erkennen von Unterschieden zwischen antiker und moderner Geschichtsschreibung (-> Gr11, G) |
historische Monographie exemplarische Darstellung eines krisenhaften Ereignisses, Abweichen vom annalistischen Prinzip, Bauelemente (Prooemium, Exkurs, Charakteristik, Rede u.a.) |
Untersuchen der Funktion einzelner Bauelemente; Erfassen des Werks als bewußt gestaltete künstlerische Einheit |
Ethnographie spezifische Inhalte; interpretatio Romana; die Germania als "Sittenspiegel" und ethnographische Quelle |
Unterscheiden zwischen historischen Fakten und der Wiedergabe von Klischees; die Rezeption der Germania in Deutschland (-> G) |
-die antike Gattung Epos (-> Gr11) traditionelle Elemente (Musenanruf, Prooemium, Vergleiche und Gleichnisse, Epitheta, formelhafte Wendungen u.a.); zwei Handlungsebenen; Verknüpfung von Mythos und Geschichte; wesentliche Unterschiede zwischen frühgriechischer und römischer Epik |
Herausarbeiten einzelner Elemente und Beschreiben ihrer Funktion; Zusammenstellen von Merkmalen für psychologisierende Darstellung bei Vergil; Erkennen von Gegenwartsbezügen für den römischen Leser; Vergleich mit den griechischen Vorbildern und Erklären von Unterschieden (oral poetry u.a.); Kennenlernen von modernen Interpretationsansätzen |
-die antike Gattung Brief charakteristische Formelemente und stilistische Merkmale; persönliche und literarische Briefe; Briefe als biographische, historische und kulturgeschichtliche Quellen |
Kennenlernen verschiedener Formen und Schreibanlässe; Bestimmen von Sprecherabsicht und Adressatenbezug (-> D) |
-die antike Gattung Epigramm Herkunft der Gattungsbezeichnung; Aufbau und sprachliche Gestaltung (Erwartungsteil, Pointe, Wortspiele, Antithetik u.a.) |
Klären des Begriffs Epigramm; Analysieren der Epigrammtechnik |
-Formen römischer Dichtung Möglichkeiten der kurzen Form (-> D11) in Catulls carmina |
eingehende Beschäftigung mit sprachlich und formal ausgefeilter Dichtung; Finden von Bezügen zwischen der jeweiligen Thematik und der Wahl des Metrums; Überlegungen zu Anlaß und Grundstimmung einzelner Gedichte (-> K11: Mensch und Welt in der Literatur); Wertung und Stellungnahme |
Textvergleich, z.B. -Passagen aus der Germania und aus Caesar, De bello Gallico -motivgleiche bzw. -ähnliche Gedichte von Catull, Ovid und Martial -die Liebesthematik bei verschiedenen Autoren (Vergil, Ovid, Catull u.a.) -Ursachen des moralischen und politischen Verfalls (Sallust und Tacitus) -Texte verschiedener Autoren zu Themen wie "Rom und die Christen", "Aspekte der humanitas" |
Vergleichen unter Berücksichtigung der gewählten Textsorte und Entstehungszeit; Erfassen der Intention des jeweiligen Autors; Wertung und Stellungnahme |
"lebendiger Text" und produktive Rezeption (->MB) | Aktualisierung der Texte, auch Parodien (-> D11: gestalterische Formen des Schreibens); ggf. Dramatisieren einzelner Szenen, bildnerische Umsetzung (-> Ku) |
3 Antike Kultur und ihr Fortleben
Die Schüler gewinnen Einblick in Ursachen und Auswirkungen politischer Krisen im römischen Staat. Sie lernen unterschiedliche Interpretationen und Bewertungen dieser Vorgänge kennen und erfassen die zentrale Bedeutung bestimmter Wertbegriffe. Die Dichterlektüre vermittelt ihnen auch eine Vorstellung von der Rolle des Dichters in der römischen Gesellschaft und zeigt, inwieweit römische Dichtung griechischen Vorbildern verpflichtet ist. Indem sich die Schüler mit der vielfältigen Nachwirkung von Vergils Epik befassen, wird ihnen der prägende Einfluß der klassischen römischen Literatur auf die europäische Kunst bewußt (-> EU).
der römische Staat in Krisenzeiten Unruhen und Putschversuche im 1. Jh. v. Chr.; Schwächung der republikanischen Verfassung zur Zeit der Bürgerkriege; Konzentration der Macht auf einzelne Persönlichkeiten (Marius, Sulla, Pompeius, Cäsar, Augustus u.a.); die Entstehung des Prinzipats |
Aufzeigen von Ursachen für die Aushöhlung republikanischer Verfassungsprinzipien; Nachvollziehen der allmählichen Entwicklung zur monarchischen Staatsform (-> G11); Vergleich mit Ereignissen aus anderen Epochen (-> G) |
soziale Strukturen der römischen Gesellschaft soziale Spannungen im 2. und 1. Jh. v. Chr.; Parteiwesen der späten Republik; gesellschaftliche Schichtung und soziale Probleme zur Zeit des Prinzipats (-> G11), u.a. Großstadt Rom, Durchlässigkeit der gesellschaftlichen Schichten, Stellung der Frau (-> FA); die Stellung des Dichters in verschiedenen Epochen (Neoteriker, Maecenaskreis, Auftragspoesie) | Erläutern der Gegebenheiten aus dem historischen Zusammenhang; Zusammenstellen von Ursachen für politische, soziale und moralische Krisen (-> FR, P); Vergleich und Stellungnahme |
Einstellungen zu Staat und Geschichte(->
P) Verhältnis einzelner Literaten zum römischen Staat bzw. zu führenden Repräsentanten; Deutungen der Entwicklung des römischen Staatswesens; Selbstdarstellung römischer Herrscher (-> G11, Ku11: Weltbild und Werthaltung der Künstler, Repräsentation; -> EU) |
Herausarbeiten und Erklären der Haltung verschiedener Autoren (Engagement, Distanz, Kritik); Erläutern des Zusammenwirkens von politischen, historischen und religiösen Vorstellungen (-> W); Ermitteln der in der Geschichte wirkenden Faktoren |
Wertbegriffe wie virtus und pietas (->K11; -> W) die Bedeutung von Idealen des konservativen Römertums ("Römertugenden", mos maiorum)der Verfall politisch-moralischer Wertvorstellungen (luxuria, avaritia) |
Erfassen des Bedeutungsumfangs einzelner Begriffe; Erläutern der politisch-historischen Hintergründe; Überlegungen zum Wertewandel; kritische Beurteilung |
Einfluß und Bedeutung Homers (->
Gr) Ilias und Odyssee als Vorbilder der Aeneis; Homers Bedeutung für die erzählende Literatur |
Lektüre ausgewählter Abschnitte in deutscher Übersetzung; Vergleich (z.B. Prooemien bei Homer und Vergil) |
ggf. | |
weitere griechische Vorbilder (->
Gr) Sallust und Thukydides; Catull und die griechische Dichtung |
Lektüre von Einzelbeispielen in deutscher Übersetzung |
die Rezeption von Werken und Motiven römischer Dichtung in
Literatur, Kunst und Musik (-> D, mFs, Ku11, Mu; -> EU, MB),
z.B. - Vergils Aeneis in neuzeitlichen Übertragungen (z.B. Schiller), in der Oper (z.B. Purcell, Berlioz), in verschiedenen literarischen Texten (z.B. Travestie von Blumauer) und in der Kunst (z.B. Rubens); Vergil in Dantes Divina Commedia - die Rezeption der carmina Catulls in der europäischen Literatur und ihre Wirkung auf die Musik (z.B. Carl Orff, Jan Novák) - motivgleiche Epigramme der Weltliteratur (z.B. Schiller, Mörike) ggf. - die Auseinandersetzung christlicher Autoren mit heidnischen Vorstellungen und philosophischen Gedanken (-> K; -> W) und/oder - das Weiterleben von Einzelmotiven aus der römischen Dichtung in der mittelalterlichen Literatur und/oder - das Wiederaufleben der Antike im Humanismus; antike Autoren als Vorbilder |
Klären des jeweiligen Zusammenhangs; Erläutern der Gründe für die Rezeption; Vergleich und Wertung; Anregung zu eigener Lektüre, zu Museums- und Theaterbesuchen (-> FZ) |