Jahrgangsstufe 10 (3)
Texte und Autoren
Cicero: eine Rede
(ggf. in Auswahl), z.B. Pro Sex. Roscio Amerino, In Verrem, De imperio
Cn. Pompei In Catilinam, Pro Archia poeta, Pro Milone, Pro Ligano, Orationes
Philippicae;
ergänzend auch Texte zur Theorie der Rhetorik
Ovid
in sich geschlossene Abschnitte: aus den Metamorphosen und der
elegischen Dichtung (dazu Einordnung in größere Zusammenhänge mit Hilfe von
Übersetzungen)
- Metamorphosen, z.B. Prooemium und Epilog, die vier Weltalter, Apoll und
Daphne, Pyramus und Thisbe, Dädalus und Ikarus, Philemon und Baucis, Orpheus
und Eurydike
- elegische Dichtung, z.B. Ars amatoria
ausgewählte Prosa von der Spätantike bis zur Neuzeit
christliche (z.B. Tertullian, Laktanz),
humanistische (z.B. Erasmus, Melanchthon) oder lokalhistorische Texte
(Inschriften, Chroniken, Urkunden); ggf. neuzeitliche lateinische Texte (z.B.
Enzykliken) (-> K)
Biographie der Autoren
Heranziehen der Lebens- und Zeitumstände zum Verständnis der Texte und der
Aussageabsicht
1 Spracharbeit
Im Zusammenhang mit der Lektüre erweitern und festigen die Schüler ihre Kenntnisse des lateinischen Wortschatzes durch selbständige Arbeit mit Lexikon und Wortkunde. Zugleich wiederholen sie mit Hilfe der Grammatik wichtige syntaktische Erscheinungen.
lektürebegleitende
Wortschatzerweiterung u.a. staatspolitischer und juristischer Wortschatz, Wertbegriffe (Cicero); poetische Wörter und Wendungen (Ovid); einzelne sprachgeschichtlich relevante Wörter und Wendungen aus der lateinischen Prosa von der Spätantike bis zur Neuzeit (-> D) |
Zusammenstellen (Vokabelheft) und Lernen von Wörtern und Wendungen, die für die jeweiligen Sachverhalte und Gattungen typisch sind |
Arbeit mit Lexikon, Wortkunde und Grammatik | Übungen zum richtigen Gebrauch eines Lexikons bei der Übersetzungsarbeit (-> Fs): Ermitteln kontextbezogener Wortbedeutungen, Informieren über den Bedeutungsumfang politischer Wertbegriffe; Zuhilfenahme der Wortkunde beim Wiederholen von Wörtern; Nachschlagen und Wiederholen von grammatischen Regeln im Zusammenhang mit der jeweiligen Lektüre |
Wiederholung wesentlicher sprachlicher Erscheinungen im Zusammenhang mit der jeweiligen Lektüre | immanentes und systematisches Wiederholen der Formenlehre und wichtiger syntaktischer Phänomene (z.B. Partizipien, Gerundiv); dazu Untersuchen des Periodenbaus bei Cicero sowie Satzanalyse (auch graphisch); Herausstellen von Besonderheiten in Satzbau und Wortstellung bei Ovid, ggf. auch Erstellen von Prosaumschriften |
2 Textarbeit
Mit zunehmender Sicherheit üben sich die Schüler im Übersetzen und Interpretieren anspruchsvollerer lateinischer Texte. Die Beschäftigung mit der antiken Gattung Rede vermittelt ihnen einen Eindruck von der Wirksamkeit, aber auch von den Gefahren der Rhetorik und schärft ihren Blick für die Strategien sprachlicher Beeinflussung (-> ME). Zugleich werden sie dazu angeregt, über Motive und Prinzipien politischen Handelns nachzudenken und ihren eigenen Standpunkt darzulegen (-> P). Bei der Lektüre von Ovids Dichtung wird ihnen bewußt, wie mit den Mitteln von Sprache, Klang und Rhythmus menschlichen Erfahrungen und Gefühlen Ausdruck verliehen werden kann.
Übersetzung | Übersetzen nach verschiedenen Methoden; Wiederholen größerer Textpartien (auch schriftlich); sinnvoller Umgang mit gedruckten Übersetzungen (-> DS) |
inhaltliche und formale Texterschließung (-> D, Fs) | sachliche Erläuterungen; Gliedern und Zusammenfassen; Interpretieren anhand von Leitfragen; Zusammenstellen sprachlich-stilistischer Besonderheiten; Beschreiben des Bedeutungsinhalts von Leitbegriffen; Erkennen von Mitteln der Beeinflussung; Erfassen von Problemstellungen; Stellungnahme |
weitere stilistische
Erscheinungen und ihre Funktion (-> D, Fs) häufige Stilfiguren; bildhafte Elemente und Vergleiche |
Erkennen und Beschreiben; Zuordnen von Bild- und Sachebene |
weitere metrische Erscheinungen
und ihre Funktion (-> Gr11) Hexameter, Pentameter (Versbau, Zäsuren), Distichon |
Analysieren und Lesen von Versen; Erkennen und Beschreiben von Wechselwirkungen zwischen metrischer Gestaltung und Inhalt (-> D) |
antike literarische Gattungen (->
D, Fs) Tradition und Konvention der behandelten Gattungen; die Wahl der Gattung als Ausdruck der Intention des Autors |
Herausarbeiten von Zusammenhängen zwischen den Darstellungsabsichten der Autoren und den Erfordernissen der Gattung |
- die antike Gattung Rede genera dicendi; partes orationis; Adressatenbezug (Hörer/Leser) |
Bestimmen von Redegattung und
Stilebene; Herausarbeiten von Aufbau und Redestrategie; Analysieren sprachlich-stilistischer Mittel der Auf- und Abwertung (-> D); Vergleich mit modernen Reden (-> mFs; -> ME) |
- Formen römischer Dichtung epischer Stil und Darstellungstechnik in Ovids Metamorphosen (u.a. Rahmenerzählungen, Gestaltung als carmen perpetuum, Wortwahl, Vergleiche); andere Textsorten im Werk Ovids |
Einordnen von Textausschnitten in den jeweiligen Kontext; Zuordnen von Gestaltungsmitteln; Finden von Bezügen zwischen der jeweiligen Thematik und der Wahl des Metrums |
"lebendiger Text" und produktive Rezeption (-> MB) | Vorlesen, ggf. mit verteilten
Rollen; Auswendiglernen und Vortragen von Textausschnitten; ggf. Dramatisieren einzelner Szenen, bildnerische Umsetzung (-> Ku) |
3 Antike Kultur und ihr Fortleben
Die Schüler erweitern ihre Kenntnisse über die politischen und sozialen Probleme der späten Republik und über die gesellschaftlichen Entwicklungen der Augusteischen Epoche. Sie verstehen, welche herausragende Bedeutung die Redekunst in der römischen Gesellschaft hatte, und erfahren, daß die antike Rhetorik bis in die Gegenwart fortwirkt. Die Dichterlektüre zeigt ihnen die Funktion des Mythos als Metapher für menschliche Grunderfahrungen und regt sie dazu an, dem Weiterleben antiker Stoffe und Motive in Kunst und Literatur nachzuspüren (-> MB).
das römische Staatswesen in
Republik und Kaiserzeit (-> G11) soziale und gesellschaftliche Konflikte im 1. Jh. v. Chr.; Konzentration der Macht auf einzelne Persönlichkeiten Augustus und die Neuordnung des Staates |
Vergleich mit Ereignissen aus
anderen Epochen (-> G) Diskutieren möglicher Ursachen für Wandel und Zerfall der späten Republik Überlegungen zu den Auswirkungen der neuen Machtstrukturen auf das Leben des einzelnen |
die Bedeutung und das Fortwirken
der Rhetorik Grundbegriffe des rhetorischen Systems (officia oratoris); das Ideal des Redners und die damit verbundene politische Verantwortung (-> K10, Ev10, Eth10; -> W); der Niedergang der Redekunst in der Zeit des Prinzipats; die rhetorische Tradition (z.B. septem artes liberales) (-> EU) |
Auseinandersetzung mit den antiken Vorstellungen; Erkennen von Zusammenhängen zwischen der Redekunst und den politisch-gesellschaftlichen Gegebenheiten (-> Sk10; -> P); der Stellenwert der Rhetorik in der modernen Gesellschaft (-> D, mFs; -> ME) |
der Begriff Mythos bedeutende Mythen und mythologische Gestalten (-> D; -> MB); der Mythos als Metapher der condicio humana; Deutungsmöglichkeiten der Metamorphose |
Erfassen des dem Mythos zugrundeliegenden Welt- und Menschenbildes (-> Gr; -> W: unterschiedliche Sinndeutungen der Wirklichkeit); ggf. Herstellen von Bezügen zur modernen Psychologie |
das Fortwirken literarischer
Stoffe und Motive (-> D, mFs, Ku10, Mu; -> EU,
MB) Mythen und Vorstellungen aus den Werken Ovids, die in der europäischen Literatur, Musik und bildenden Kunst rezipiert wurden, z.B. Weltalter, Apoll und Daphne (R. Strauss), Pyramus und Thisbe (Shakespeare), Dädalus und Ikarus (Breughel), Philemon und Baucis (Goethe, Ahlsen), Orpheus und Eurydike (Monteverdi, Gluck, Offenbach) |
Vergleichen der antiken Stoffe mit späteren Ausgestaltungen; Erkennen von ähnlichen Stoffen, Typen und Handlungsmustern; Anregung zu eigener Lektüre, zu Museums- und Theaterbesuchen (-> FZ) |