Jahrgangsstufe 8 (4)

1 Sprache

1.1 Wortschatz

Die im ersten Lateinjahr eingeübten Lerritechniken setzen die Schüler für eine stetige Erweiterung des Grundvokabulars ein. Indem sie bei den Verben, die einen Schwerpunkt der Wortschatzarbeit bilden, die Stammformen und die syntaktische Wertigkeit mitlernen, festigen sie gleichzeitig ihr Grammatikwissen. Sie sollen sich auch darin üben, den lateinischen Wortschatz mit Hilfe von Wortbildungsregeln und wichtigen Gesetzen aus der Lautlehre altersgerecht zu erweitem. Um ein größeres Verständnis für Zusammenhänge zu gewinnen, stellen die Schüler Wortfamilien, Wortfelder und Sachgruppen zusammen und vergleichen lateinische Wörter mit den entsprechenden Lehn- und Fremdwörtern im Deutschen.

Erweiterung des Grundvokabulars
ca. 700 Wörter und Wendungen

Prinzipien der Wortbildung und der Lautlehre

- Wortbildung (wichtige Präfixe und Suffixe und ihre Bedeutung, einfache und zusammengesetzte Verben)

Erkennen von Bildungselementen (-> mFs)

- Lautgesetze (Ablaut, Vokalabschwächung,
Kontraktion, Assimilation u.a.)

Unterscheiden von Homographen (z.B. regi)

Wortfelder und Sachgruppen, Wortfamilien Zusammenstellen und Ergänzen
Lehn- und Fremdwörter Erkennen von Zusammenhängen (-> D)

1.2 Formenlehre

Durch vielfältige Übungsformen und durch die Übersetzung abwechslungsreicher lateinischer Texte wiederholen und festigen die Schüler die Formen der a- und e-Konjugation. Als neue und miteinander vergleichbare Konjugationen werden die i- und die konsonantische Konjugation eingeführt. Gleichzeitig wird die Reihe der Infinitive und Partizipien vervollständigt. Bei der Ergänzung und Wiederholung der Pronomina müssen die Schüler die Bedeutungsunterschiede erfassen und auf die Verwendungsmöglichkeiten im Lateinischen achten. Vergleiche mit dem Gebrauch der Pronomina im Deutschen und in der ersten Fremdsprache sind sinnvoll und hilfreich (-> D, mFs).

weitere Grundbegriffe der Formenlehre

Konjugationen
    i-Konjugation
    konsonantische Konjugation
    Stammformen weiterer Verben der a- und e-Konjugation
    Komposita von esse
    ire
und Komposita
   velle, nolle, malle

    Nominalformen
        Infinitiv Futur
        Partizip Futur

Pronomina
    wichtige Indefinitpronomina (-> E: some - any)

weitere Pronominaladjektive

Zahlwörter
    Bildungsprinzipien; Grundzahlen, Ordnungszahlen; Zahlzeichen

1.3 Satzlehre

Die Schüler lernen weitere Füllungsarten der einzelnen Satzglieder kennen und erfahren, daß ein Wort oder eine Wortfolge mehrere Satzglieder vertreten kann. Die satzwertigen Konstruktionen als eingebettete Sätze verlangen von ihnen ein erhöhtes Verständnis für syntaktische Strukturen. Das richtige Erfassen der Partizipialkonstruktionen setzt überdies voraus, daß sie den Kontext gedanklich durchdringen. Bei der Gliederung zusammengesetzter Sätze erwerben die Schüler eine wichtige Technik für die Analyse komplexer sprachlicher Strukturen überhaupt (-> D, mFs). Die Arbeit an den Texten macht ihnen in zunehmendem Maße bewußt, daß sich das Lateinische und das Deutsche oft sehr verschiedener syntaktischer Mittel bedienen, um den gleichen Sachverhalt auszudrücken.

syntaktische Grundbegriffe (-> D)
    Satzreihe/Satzgefüge, satzwertige Konstruktion, Zeitenfolge

Satzmodell

Satzglied(teil): Füllungsarten:
Prädikat Prädikatsnomen mit Kopula (magistri est, magni ingenii est, tanti est, amico laudi est)
Subjekt AcI, NcI; Relativsatz
Objekt id persuadere; AcI, AcP; Relativsatz
Adverbiale Nomina in bestimmten casus obliqui (maximam partem, tribus assibus/tanti emere, multo praestare; Romae, domum); ablativus absolutus weitere semantische Funktionen
Attribut Nomen im Genitiv (iter paucorum dierum, amor matris, copia frumenti, nomen libertatis); homo de plebe

Kasusfunktionen
   gen. partitivus, pretii, qualitatis, subiectivus/obiectivus; dat. Finalis, Akk. der Richtung,
    abl. comparationis, limitationis, loci, mensurae, pretii, qualitatis, separativus u.a.

weitere Funktionswörter

Partikel (z.B. utrum - an; vel, quam, Ionge; admodum, parum, nimis)

Vollverben

Satzbaupläne (Verben mit unterschiedlichen Rektionen, z.B. consulere; Verben mit AcI)

Adjektive
    Satzbaupläne (centum pedes altus, decem annos natus; fratre fortior, aliquanto celerior, victoria laetus, maior natu; omnium optimus)

Adverbien (z.B. satis vini, paulo post)

satzwertige Konstruktionen
    AcI (als Subjekt, Objekt); Ncl (als Subjekt); AcP (als Objekt); participium coniunctum (als Attribut; nachzeitig); ablativus absolutus (als Adverbiale)

Nebensätze
    abhängiger Begehrsatz (als Subjekt, Objekt; timere ne);
    Adverbialsätze (ubilut plimum, priusquam antequam; ut - sic, quam, quo - eo, quasi, quam ut, finales quo; etsi, cum concessivum/adversativum);
   
Relativsatz (als Subjekt, Objekt)

Satzarten
    Begehrsatz (Optativ der Vergangenheit)

Satzverknüpfung
    Konjunktionen

Wortstellung
    Präpositionalausdruck (sine amicorum auxilio, exempli causa, magna cum diligentia); suo quisque studio

Satzanalyse
    zusammengesetzte Sätze

Sprachenvergleich (-> D, mFs)
    z.B. abweichende Satzbaupläne (aliquid ex aliquo quaerere; AcI, NcI, AcP; timere ne),
   Ortsangaben (in mensa ponere, in urbem nuntiare)

Hinweise zur Übersetzung: Ausdrucksmöglichkeiten im Deutschen (-> DS)
    z. B. videtur "scheint/anscheinend", dicitur "soll/angeblich", primus "als erster", participium coniunctum als Adverbiale,
    ablativus absolutus als Präpositionalausdruck/Adverbialsatz/Parataxe (mit präzisierendem Adverb), amore motus "aus Liebe"

 

2 Textarbeit

An inhaltlich ansprechenden lateinischen Lesestücken über verschiedene Themen aus der antiken Welt üben sich die Schüler im Übersetzen aus dem Lateinischen. Indem sie weiter einfache lateinische Sätze bilden, werden sie sicherer im Umgang mit Formenlehre und Syntax. Die im Deutschunterricht erlernten Methoden der Texterschließung sollen sie nun auch auf lateinische Texte anwenden. Zugleich gewinnen sie einen ersten Einblick in Formen antiker Geschichtsschreibung.

Übersetzung lateinischer Lesestücke Paraphrasieren; Übersetzen nach verschiedenen Methoden; Erschließen von Wortbedeutungen aus dem Kontext (z.B. vinus, ars)
sprachliche und inhaltliche Erschließung lateinischer Texte (-> D, mFs) Erkennen und Bestimmen von Elementen der Textkohärenz (Wortwiederholungen, Leitwörter, Konjunktionen); Inhaltsangabe; Gliedern des Textes; Ermitteln von Kernaussagen; Charakterisieren der im Text behandelten Persönlichkeiten und Wertung ihres Verhaltens
Bilden einfacher lateinischer Sätze Übersetzen deutscher Sätze ins Lateinische; Beantworten einfacher lateinischer Fragen zum Lesestück; Bilden sinnvoller Sätze aus einer Reihe vorgegebener lateinischer Wörter
Merkmale von Biographie und Anekdote
dramatische Gestaltung einzelner Episoden
Überlegungen zum Zusammenhang von Charakter und Leben eines Menschen; Sammeln von Begriffen, die Denken und Handeln einer Person umschreiben, wie clementia, superbia (-> W)
Einblicke in Formen der antiken Geschichtsschreibung Erkennen unterschiedlicher Motive und Anlässe für Geschichtsschreibung (-> G)

3 Antike Kultur (Schwerpunkte)

Die Schüler begegnen weiteren Bereichen der Kultur und des Lebens in der Antike. Bei der Behandlung von Texten über berühmte Persönlichkeiten, die ihre Zeit entscheidend prägten, lernen sie, die dargestellten Verhaltensweisen sachbezogen und differenziert zu werten. Dabei erhalten sie auch einen Überblick über wichtige Epochen der antiken Geschichte und erweitern vor allem ihr Wissen über die Zeit der römischen Republik und des Prinzipats. Kulturelle Zeugnisse - wie sie auch in den Provinzen zu finden sind - können ihnen die Leistungen der Römer verdeutlichen, doch sollen sie auch die Schattenseiten ihrer Eroberungspolitik kennenlernen (-> FR). Außerdem erfahren die Schüler, welchen Stellenwert der Mythos in der Antike hatte und wie er bis in die Gegenwart fortwirkt.

 

politisches und gesellschaftliches Leben in Republik und Kaiserzeit (-> G) soziale Schichtung der römischen Gesellschaft; Optimaten und Popularen; Stellung des Kaisers Klären von Begriffen wie patres, tribunus plebis, res publica, principatus, imperium; Vergleich zwischen den Verhältnissen in Republik und Kaiserzeit
Topographie des imperium Romanum
Ausdehnung des Reiches; Straßennetz; wichtige Provinzen (z.B. Asia, Gallia, Germania)
(-> mFs, Ek7: kulturelle Einheit und Vielfalt Europas; -> EU: gemeinsame geschichtliche Grundlagen, FR: Rom als erobernde Großmacht, V: Bedeutung des Straßennetzes für das Wirtschaftsleben)
kulturgeschichtliche Denkmäler
Zeugnisse aus verschiedenen Teilen des Reiches (z.B. Theater von Epidauros, Pont du Gard, Porta Nigra, Hadrianswall); Wandmalerei
Erläutern des geschichtlichen Hintergrundes und der unterschiedlichen Funktion einzelner Denkmäler (-> Ku; -> MB: die Bedeutung künstlerischer Leistungen für das Selbstverständnis eines Volkes)
die Römer in Deutschland
kulturelle und militärische Zeugnisse (z.B. Neumagen, Köln, Trier)
(-> EU: das gemeinsame kulturelle Erbe)
bedeutende Persönlichkeiten der antiken Geschichte (-> G)
Leben und Wirken berühmter Politiker, Feldherren und Philosophen (Cicero, Caesar, Augustus, Perikles, Sokrates, Alexander u.a.)
zeitliche Einordnung; Beschreiben wesentlicher Leistungen (-> Eth7: Philosophen)
mythologische Stoffe
wichtige Sagenkreise (z.B. Troja, Theben); Stoffe, die in der europäischen Literatur und Kunst fortwirken (-> D; -> EU, MB) (z.B. Antigone, Aeneas)
inhaltliche Zusammenfassung; Herausfinden derAussage;Vergleiche(-> W: mögliche Antworten auf Sinnfragen)
Redewendungen und Sentenzen
weitere geeignete Beispiele
Erläutern desjeweiligen Zusammenhangs; Interpretieren; Erkennen römischer Geisteshaltungen (-> W)