Leben im Kloster
"Wer ist der Mensch, der das Leben liebt und gute Tage zu sehen wünscht?" Wenn du das hörst und antwortest: "Ich", dann sagt Gott zu dir: "Willst du das wahre und ewige Leben haben, so bewahre deine Zunge vor dem Bösen und deine Lippen vor falscher Rede! Meide das Böse und tu das Gute, suche den Frieden und jage ihm nach!" Wenn ihr das tut, dann richte ich meine Augen auf euch und höre euere Gebete, und noch ehe ihr mich anruft, sage ich zu euch: "HIER BIN lCH." Was könnte uns, liebe Brüder, willkommener sein, als diese Stimme des Herrn, der uns einlädt? Seht doch, in seiner Güte zeigt uns der Herr den Weg zum Leben.
Aus dem Prolog der Regel des heiligen Benedikt
Ein Leben in Schweigen und Hören
Stille sagt mir nichts, hört man. Dabei kann
ihre Gewalt verändern. Im Schweigen findet der Mönch zu sich
selber, nimmt sich selbst ganz wahr, wie er ist und erfährt
seine Einsamkeit und Einmaligkeit. So wird er frei und kann Raum
schaffen für den Ruf des Herrn. Im Schweigen wird der Mönch
fähig zum Hören auf seine Berufung. Je tiefer er sich dem Ruf
öffnet, desto mehr wird seine ganze geistliche Haltung ein
Hören, ein Horchen, das zum Gehorchen wird und somit die Antwort
des Mönches auf den Anruf Gottes ist.
Schweigen ist notwendig um des Wortes willen, damit das Wort Boden, Grund und Gewicht hat. Und ein Wort ist nur dann hilfreich, wenn es aus dem Schweigen kommt und zum Schweigen zurückführt. Darum bedeutet Schweigen Fülle, nicht Leere. Schweigen heißt für den Mönch nicht, nicht reden. Es ist vielmehr geistiger Ausdruck, der den ganzen Menschen betrifft, eine Haltung des Offenseins und Empfangenkönnens.
Ein Leben der Selbstverwirklichung
Monastisches Leben ist die Antwort auf den Ruf Gottes: "Ich bin da." Der Mönch vertraut in dieser Antwort auf die Kraft und Schwäche, die Gott ihm mitgegeben hat. Er muß zu sich selbst stehen und in dieser Selbständigkeit die Dynamik eines geistlichen Wachstums mittragen, für sich und eine Gemeinschaft. Er geht seinen Weg in der Spannung zwischen Einsamkeit und Gemeinschaft. Er erfährt sich selbst in seiner Beziehung zu Jesus Christus, in der Gemeinschaft der Kirche, in seinem Tun. Christus ist für ihn Kraftquelle, ist Weg, Wahrheit und Leben.
Die Beständigkeit und die Dynamik in diesem Wachstum führt ihn zu mehr Menschsein, zu echterem Christsein, zu besserem Mönchsein. |
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und der Selbstvergessenheit Das Leben in der Gemeinschaft fordert den Dienst des demütigen "Daseins". Demütig sein heißt: "Mut haben zum Dienst". Der Mönch hat nichts zu geben als sein Leben, seine Liebe, seinen Dienst. |
Dieses Leben vertraut er Gott und seinen Brüdern an. Und da er sich selber vergißt, sich selbst verschenkt mit der Großmut eines " weiten Herzens", wird er Christus ähnlich und Baustein für die Gemeinschaft der Brüder und der Kirche. Er ist das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt und Frucht bringt für diese Welt in der Abgeschiedenheit seines Klosters. Der Mönch wird ein Mann des Friedens, da er sich nicht mehr selbst nachläuft, sondern im Selbstvergessen sich selbst findet.
Ein Leben in Liebe
Gott suchen als Mönch nach der Regel des heiligen Benedikt heißt, ihn in einer brüderlichen Gemeinschaft suchen, in der die Liebe Gottes sichtbar und wirkbar werden kann. In einer bewußt gelebten Brüderlichkeit wird das neue Leben Christi greifbar.
und
Gemeinschaft
Liebe entdeckt sich selbst in der Tat. So bedeutet ein Leben in Liebe und Gemeinschaft: Alles in eine gemeinsame Schale werfen, Gebet und Arbeit, Sorge und Freude, das Leben miteinander teilen.
Die Gemeinschaft ist auch harte Belastungsprobe und fordert mein Leben. Dieses gemeinsame Leben ist ein Entwurf konkreter christlicher Hoffnung, eine ehrliche Suche nach Zukunft.
Ein Leben in
Beständigkeit und Dynamik
Wir haben das Bedürfnis nach Beständigkeit und nach Bewegung. In der Beständigkeit verwirklicht sich der Mensch selber. Er gibt sich und anderen Halt.
Der Mönch gibt mit seiner Beständigkeit den Mitbrüdern und dem Kloster Bestand und gewinnt aus der dauernden Gemeinschaft Sicherheit. In dieser Sicherheit kann 'Neues Leben' wachsen.
Eine monastische Gemeinschaft ist nie vollkommen. Sie sucht einen Weg durch ihre Unzulänglichkeiten und Erfolge, durch die Höhen und Tiefen hin zu dem 'Neuen Leben' in Gott.
Sie lebt in der Hoffnung.
Ein Leben in Gehorsam Ich
höre auf dich Ich höre auf Dich, o Herr |
Wir hören aufeinander Wir gehören einander Wir gehorchen einander in der Freude in der Not in unserem Dienst in den gemeinsamen Aufgaben in dieser Welt |
Wir hören miteinander auf Gott Wir gehören Gott Wir dienen Dir, o Herr, im Gehorsam gegenüber dem Abt im Dienst an den Brüdern beim gemeinsamen Gebet in unserer Beständigkeit in der gemeinsamen Umkehr |
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Ein Leben des Gebetes
In unserem Gebet warten wir auf Gott, der zu uns kommt. Das Warten ist Ausdruck unserer Machtlosigkeit und Unzulänglichkeit. Wir können Gottes Kommen nicht erzwingen, sondern nur warten und Ihm Raum schaffen. Wenn wir beten, treten wir die Herrschaft über uns ab und übergeben Gott das Steuer.
Wenn wir den Mut zum Lauschen haben, was im Innersten unseres Herzens vor sich geht, werden wir andere für die Anderen. Wir sprechen nicht zu Gott, sondern hören auf Sein Wort, das Er zu uns spricht. Wir sagen es uns immer wieder vor, bis wir selbst fähig werden, an die Menschen ein Wort zu richten, das von Gott erfüllt ist.
Ein Leben der Arbeit
Gebet und Arbeit sind die zwei Beine, auf denen
unser Leben vorwärts schreitet, Christus entgegen. Wie beim
Gehen bewahrt der stete Wechsel von Gebet und Arbeit die innere
Dynamik.
Dieser regelmäßige Wechsel gibt unserem Leben Ausgeglichenheit, er hält uns ab von der Flucht in Scheinwelten. Die Arbeit zwingt uns zur Loslösung von uns selbst.
Gerade in der Arbeit Handwerk, Seelsorge, Erziehung erfahren wir auch die Grenzen, die uns Menschen gesetzt sind, und werden dadurch empfangsbereiter für Gott. Im Gebet hören wir auf Gott in der Arbeit versuchen wir eine Antwort zu geben. So bildet die Arbeit eine Einheit mit dem Gebet und erfordert ebenso unsere ganze Hingabe.
Ein Leben der Begeisterung
Wir bewegen etwas, schlagen einen Funken, wenn wir selber brennen oder wenigstens glimmen. So muß Eifer einen Platz in unserem Leben haben. Eifer in der gegenseitigen Achtung und im Ertragen der Schwächen, Eifer in der brüderlichen Liebe und in der Suche nach dem Vorteil des Andern, Eifer in all unserem Tun.
Im alltäglichen Leben äußert sich der Geist Gottes, nicht bloß in außergewöhnlichen Phänomenen. Das heißt für uns: offen sein für die Erfahrung, wie der Geist in den Anderen wirkt; aber auch, selber ein Leben in der Freude des Heiligen Geistes suchen, sich einlassen auf die Führung des Geistes. Wo der Geist Gottes Menschen führt, bringt er Frieden, Geduld, Freundlichkeit, Güte, Gerechtigkeit, Wahrheit, Liebe und Freude hervor.
Ein Leben in Begeisterung gibt Zeichen der Hoffnung auf mehr Leben und Befreiung von den entfremdenden Mächten wie Reichtum, Macht, Sattheit.
Der Geist Gottes macht lebendig.
Ein Leben der Heiterkeit
und Gelassenheit
Unser Frater Heinrich wurde an seinem 80. Geburtstag
gefragt, warum er immer so heiter und gelassen ist. Er
antwortete: " Ich habe in meinem Leben eigentlich nur drei
Bücher gelesen. Die Heilige Schrift, unsere heilige Regel und
,Das innerliche Leben' von Tissot. Aber ich habe gemerkt, daß
ich das alles nicht verstehe, daß es für mich viel zu schwierig
ist.
Da hab, ich mir überlegt, wie ich für mich etwas einfaches
finden kann und hab' zwei Sätze gefunden: 'Wo stehe ich jetzt
vor meinem Herrgott?' und 'Was muß ich jetzt tun, um Ihm einen
Schritt näher zu kommen?'
Damit bin ich jetzt 80 Jahre alt geworden und freue mich jeden
Tag auf den neuen Schritt zu Ihm hin."
Psalm 24, 3-6
Wer darf hinaufgehn zum Berg des Herrn?
Wer darf stehen an seiner heiligen Stätte?
Der reine Hände hat und ein lauteres Herz,
der nicht betrügt und keinen Meineid schwört.
Er wird Segen empfangen vom Herrn
und Heil von Gott seinem Helfer.
Das sind die Menschen, die nach ihm suchen,
die Dein Antlitz suchen, Gott Jakobs.
Ein Leben in Christus
Mönchsein heißt: Sich binden. Doch die Bindung der Gelübde ist nicht Selbstzweck, sondern sie ist Bindung an Gott, von dem der Mönch erkannt hat, daß er Ursprung seines Daseins ist.
Und Gott tritt dem Mönch in der Gestalt des gekreuzigten und auferstandenen Jesus Christus gegenüber. In dessen Gesinnung versucht er zu leben, nicht mehr er selbst, sondern Christus soll in ihm leben.
Wenn sich der Mönch diesem Anspruch ganz ausliefert, so schenkt ihm Christus freies, volles, überschäumendes Leben. Am Mönch erfüllt sich das Wort der Schrift in dieser, wie in jener Welt: "Du zeigst mir den Pfad zum Leben. Vor deinem Angesicht herrscht Freude in Fülle, zu deiner Rechten Wonne für alle Zeit." (Ps. 16.11)