Lateinische Texte zur Mettener Lokalgeschichte

 


Gedenkfeier für König Ludwig I.

in St. Bonifaz zu München

Von Dr. P. Albert Siegmund OSB, Scheyern

Am 29. Februar dieses Jahres fand in St. Bonifaz zu München eine Gedenkfeier besonderer Art statt. Das Präsidium der Bayerischen Benediktinerkongregation hatte zu einem Gedächtnisgottesdienst für weiland König Ludwig I. von Bayern eingeladen, der vor 100 Jahren an eben diesem Tag in Nizza gestorben war. Alle zehn Äbte dieser Kongregation zusammen mit dem derzeitigen Abtprimas des gesamten Benediktinerordens Rembert Weakland feierten in Konzelebration in der Basilika den Gottesdienst; außer dem Bischof von Passau Simon Konrad Landersdorfer nahmen als Ehrengäste teil Erzabt Suso Brechter von St. Ottilien, Abt Dominikus Prokop von Rohr-Braunau und die drei Äbtissinnen von St. Walburg in Eichstätt, von Frauenchiemsee und von Tettenweis.

Und der Grund für diese Feier? In feiner Nachahmung alter Form ist er angedeutet in dem Chronogramm des Chorkalenders der Bayerischen Benediktinerkongregation für dieses Jahr 1968:

RELIGIOSI IN MONASTERIIS BAVARICIS

RESTAVRATIS VEL NOVITER FVNDATIS

LIBERALITATE REGIS TERRENI

VOTA PIE OBSERVETIS VESTRA

IN SERVITIO CHRISTI REGIS

Ihr Mönche in den bayerischen Klöstern, die durch die Freigebigkeit eines irdischen Königs wiederhergestellt oder auch neu gegründet wurden, wollet euer Gelöbnis pietätvoll und fromm erfüllen im Dienste des Christkönigs!

Dieser "irdische König" ist Ludwig I. Durch die Säkularisation 1803 waren wie alle Klöster auch die im damaligen bayerischen Kurfürstentum gelegenen 24 Benediktinerabteien aufgehoben worden (Andechs, Aspach, Attl, Benediktbeuern, Ensdorf, Ettal, Formbach, Frauenzell, Mallersdorf, Metten, Michelfeld, Niederaltaich, Oberaltaich, Prüfening, Reichenbach, Rott, Scheyern, Seeon, Tegernsee, Thierhaupten, Weihenstephan, Weissenohe, Weltenburg, Wessobrunn). Zwar war schon im Konkordat von 1817 durch König Max I. eine Wiedergutmachung zugesichert worden; doch erst von Ludwig I. wurde alsbald nach seinem Regierungsantritt (13. Okt. 1825) die Wiedereinführung besonders "seiner Benediktiner" energisch in Angriff genommen und durchgesetzt gegen gar viele und stärkste Widerstände und trotz mancher Enttäuschungen; so hatte Ludwig erwartet, daß viel mehr ehemalige Benediktiner, von denen ja 1827 noch 293 am Leben waren, wieder ins Kloster eintreten würden; es folgten aber endgültig nur ganze fünf seiner Einladung. Und da für die Ablösung der inzwischen in Privatbesitz übergegangenen Klostergebäude und Gründe vom Landtag keine Steuergelder genehmigt wurden, hat der Wiederhersteller königlich tief in seine Privatschatulle gegriffen, erst recht bei den völligen Neugründungen.

Der Reihe nach wurden "wieder errichtet" (restaurata): 1830 Metten, 1834 Ottobeuren (in Abhängigkeit von St. Stephan), 1838 Scheyern, 1842 Weltenburg, 1850 Andechs (in Abhängigkeit von St. Bonifaz), dazu die beiden Benediktinerinnenklöster 1835 St. Walburg in Eichstätt und 1837 Frauenchiemsee; "neugegründet" (noviter fundata) wurden: 1834 St. Stephan in Augsburg (früher ein Damenstift), 1850 sein Lieblingskloster St. Bonifaz in München, 1866 noch Schäftlarn (früher Prämonstratenserstift). Ludwig I. steht unter den Wittelsbachern, denen soviele Klöster in Bayern ihre Gründung verdanken, einzigartig da, er versuchte wirklich nach Kräften und aus echt christlicher Überzeugung das große Unrecht der Säkularisation gutzumachen.

Ein guter Samen war gelegt: von Scheyern aus wurde 1900 Ettal wiedererrichtet und 1904 Plankstetten, von Metten 1918 Niederaltaich, von Frauenchiemsee 1899 Tettenweis, und bis auf den heutigen Tag betreuen die meisten dieser Klöster weiterführende Schulen, was ja auch ein besonderes Anliegen des königlichen Restaurators war: die Benediktiner, die in der Frühzeit Bayerns die einzigen Kulturträger gewesen und lange Jahrhunderte hindurch führend geblieben seien, möchten doch wieder Zentren der Bildung und Erziehung schaffen. Von Metten aus wurde durch P. Bonifaz Wimmer das Reis des Benediktinertums sogar bis nach Nordamerika hinüberverpflanzt; auch dabei half der König kräftigst mit direkt und mit Hilfe des nach ihm benannten Ludwig-Missions-Vereins. Das Kloster St. Vincent in Pennsylvania wurde 1846 als die Wiege der Benediktiner in den USA gegründet und wurde dort selbst zur fruchtbarsten Mutter vieler und großer Abteien. So war es ein schöner Akt der Dankbarkeit, daß am Sarkophag des Königs sämtliche zehn Abteien der Bayerischen Benediktinerkongregation und die drei Frauenklöster ihrem unmittelbaren oder mittelbaren Restaurator vel Fundator je eine mächtige Kerze aufstellten mit Namen und Wappen; und auch Amerika war würdigst vertreten in der Person des gegenwärtigen Abtprimas, der als ehemaliger Erzabt von St. Vincent der berufenste Mann war, den Dank der Neuen Welt zu übermitteln.

 

 

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