Latein als 1. Fremdsprache

Jahrgangsstufe 5 (6)

1 Sprache

1.1 Wortschatz

Die Schüler erfassen im Unterricht die Bedeutung wichtiger Vokabeln des Grundwortschatzes, die ihnen schrittweise einen Zugang zur Welt des alten Rom eröffnen. Sie prägen sich diese Wörter ein, indem sie ihrem Alter angemessene Techniken des Wörterlernens anwenden; dabei sollen sie von Anfang an auf eine quantitätsgerechte Aussprache des Lateinischen achten. Erste Kenntnisse in der Wortbildungslehre nutzen die Schüler, um bereits bekannte Vokabeln besser im Gedächtnis zu behalten und sich neue leichter anzueignen. Vergleiche mit deutschen Wörtern lassen sie Beziehungen zwischen beiden Sprachen entdecken und fördern die Ausdrucksfähigkeit in der Muttersprache (-> D; -> DS).

Grundvokabular
ca. 750 Wörter und Wendungen
Techniken des Wörterlernens: Lernen im Kontext; Ausnützen von Merkhilfen wie Verwandtschaften zwischen lateinischen Wörtern oder Beziehungen zu deutschen Fremdwörtern; Erfassen von Wortbedeutungen durch Veranschaulichung u.a.
quantitätsgerechte Aussprache Einüben durch Chorsprechen
einige Prinzipien der Wortbildung (-> D5)
Grundbegriffe wie Wortstamm, Präfix, Suffix
Erschließen neuer Wörter mit Hilfe bekannter Wortbestandteile
Wortfamilien (-> D5) Zusammenstellen nach Anleitung in kleinen Übungen
Lehn- und Fremdwörter Erkennen von Zusammenhängen zwischen lateinischen und deutschen Wörtern; Erklären von Lehn- und Fremdwörtern mittels bekannter lateinischer Wörter (-> D; -> DS); Erschließen der Bedeutung lateinischer Wörter mit Hilfe vertrauter Fremdwörter; Suchen von Wortneubildungen mit lateinischen Bestandteilen (-> EU: das gemeinsame kulturelle Erbe), z.B. in Werbung und Technik; auch erste Hinweise auf fremdsprachige Wörter, die aus dem Lateinischen stammen (-> mFs)

1.2 Formenlehre

Die Schüler lernen, vorwiegend durch Arbeit am lateinischen Text, nach und nach die Nominal- und Verbalformen kennen und eignen sie sich mit Hilfe verschiedener, auch deutsch-lateinischer Übungen an. Sie sollen erkennen, daß alle diese Formen Teil eines klar geordneten Systems sind, in dem jedem Bildungselement eine bestimmte Funktion zugeordnet ist, und daß sie deshalb die Endungen genau beachten müssen. Allmählich werden sie mit dem "Baukastensystem" der lateinischen Sprache vertraut und können sich darin zurechtfinden.

wichtige Grundbegriffe der Formenlehre
Deklination, Kasus, Konjugation, Tempus u.a.

alle Deklinationen

Konjugationen

Pronomina

Pronominaladjektive (totus, solus, nullus)

Zahlwörter

 

1.3 Satzlehre

Die Einführung in die lateinische Syntax geht von einem Satzmodell aus, das den Schülern die Elemente des Satzes und ihre Beziehungen untereinander anschaulich macht (-> D, Fs). Die Schüler lernen die einzelnen Satzglieder, ihre wesentlichen Füllungsarten und die zwischen den Wörtern waltenden Ordnungsprinzipien kennen. Sie prägen sich einfache Satzbaupläne ein und üben sich beim Übersetzen darin, Wortfolgen zu gliedern und zu erfassen. Dabei sollen sie erkennen, daß sie mit diesem Verfahren eine wichtige Hilfe für das Verständnis lateinischer Texte gewinnen. Beim Vergleich mit dem Bau der Muttersprache werden sie wesentliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede entdecken.

syntaktische Grundbegriffe (-> D)
Kongruenz, Satzmodell (Satzglied, Füllungsart), Satzbauplan, einfacher/erweiterter Satz, Zeitstufe und Zeitverhältnis

Satzmodell
Satzglied(teil): Füllungsarten:
Prädikat Vollverb
Prädikatsnomen mit Kopula (amicus bonus/faber est, villa amici/amico est)
Subjekt Nomen; Infinitiv
Objekt Nomina in allen casus obliqui, Präpositionalobjekt; abhängiger Begehrsatz
Adverbiale Adverb (ibi, saepe); Nomina in bestimmten casus obliqui (multas horas, tertio die, floribus omare); Präpositionalausdruck; Adverbialsatz
Attribut Adjektiv; Nomen im Genitiv (villa Marci), Apposition; participium coniunctum

Kasusfunktionen
gen. possessivus; dat. possessivus; Akk. der räumlichen und zeitlichen Ausdehnung; abl. instrumenti, temporis u.a.

Funktionswörter
Pronomina; Präposition, Konjunktion, Subjunktion

Partikel (z.B. -ne, num, nonne; utinam; etiam, ne ... quidem)

Vollverben
Satzbaupläne (im allgemeinen Verben ohne vom Deutschen abweichende Rektion)

Adjektive
Satzbaupläne (Nomina in allen casus obliqui; Präpositionalausdruck)

satzwertige Konstruktionen
Infinitiv (als Subjekt);participium coniunctum (als Attribut; gleichzeitig)

Nebensätze
abhängiger Begehrsatz (als Objekt; optare ut); Adverbialsätze (cum iterativum/histoncum; quod, quia, quoniam, cum causale; si nisi; ut finale; quamquam)

Satzarten
Aussagesatz (Indikativ; Irrealis); Fragesatz (-ne/quis/cur); Begehrsatz (Imperativ; Hortativ, Optativ der Gegenwart)

Wortstellung
elementare Prinzipien;. geschlossene Wortstellung; Flexibilität

Sprachenvergleich (-> D)
z.B., flexible Wortstellung, Artikellosigkeit, Kongruenz des Prädikatsnomens, Wort- und Satzfrage, Modusgebrauch in Nebensätzen (ut, cum), eingeschränkter Gebrauch des Personal- und Possessivpronomens

Hinweise zur Übersetzung: Ausdrucksmöglichkeiten im Deutschen (-> DS)
z.B. Aufforderung und Wunsch (laboremus, maneas, taceant),participium coniunctum wörtlich bzw. als Attributsatz, Futur II als Präsens bzw. Perfekt, Nebensatz mit ut als satzwertiger Infinitiv, Wortgruppe als Kompositum

 

2 Textarbeit

Die Schüler erlernen die Technik des Übersetzers aus dem Lateinischen, wobei sie von Anfang an auf eine im Deutschen sprachlich einwandfreie Wiedergabe achten sollen; hierdurch wird auch ihre Ausdrucksfähigkeit in der Muttersprache weiterentwickelt (-> D; -> DS). Beim Übersetzen deutscher Texte ins Lateinische erwerben die Schüler größere Sicherheit im Umgang mit Wortschatz und Formenlehre. Indem sie lateinische Lieder singen bzw. Verse auswendig lernen, eröffnen sie sich auch einen affektiven Zugang zu der fremden Sprache.

Übersetzung zusammenhängender lateinischer Lesestücke ins Deutsche Vorlesen als Verstehenshilfe; Einüben von Übersetzungstechniken (Gliedern des Satzes, Benennen der Satzglieder u.a.); Finden der passenden Bedeutung eines Wortes (-> D) (z.B. cum, manus)
Übersetzung einfacher deutscher Sätze ins Lateinische ergänzend dazu Bearbeiten lateinischer Lückentexte; Umformen vorgegebener lateinischer Sätze; Verwenden lateinischer Redewendungen im Unterrichtsgespräch
lateinische Lieder und Verse Singen bzw. Vortragen (-> Mu; -> MB)

 

3 Antike Kultur (Schwerpunkte)

Durch die Inhalte der Lesestücke, altersgerechte Sachinformationen und Bildmaterial gewinnen die Schüler einen ersten Einblick in das Leben der Römer. Sie lernen berühmte Stätten des antiken Roms und anschauliche Einzelbeispiele für technische und architektonische Leistungen kennen; dadurch wird ihre Vorstellungskraft gefördert und ihr Interesse an der antiken Welt geweckt (-> G; -> MB). Bei der Begegnung mit Gestalten aus Mythos und Geschichte sehen sie sich manchmal fremden, oft aber vertrauten menschlichen Verhaltensweisen gegenüber und sollen aus ihrer Erfahrung dazu Stellung nehmen. Daß antikes Gedankengut bis in die Gegenwart fortwirkt, erfahren die Schüler bei der Beschäftigung mit einfachen Redewendungen und Sentenzen.

römisches Leben in Alltag und Familie
(-> G6)
Tagesablauf, Wohnen, Thermen (-> GE), Spiele; Opfer und Feste
Schildern interessanter Gegebenheiten; Klären wichtiger Begriffe wie villa, insula, familia (-> FA die Familie in der römischen Gesellschaft); Vergleich mit der eigenen Situation (-> W: Begegnung mit anderen Kulturen)
Topographie Roms
die Sieben Hügel, der Tiber, Anlage der Stadtmauern, das Forum, weitere berühmte Stätten
(-> Ek7: Italien)
antike Technik und Architektur
Straßen und Aquädukte, Repräsentationsbauten (z.B. Triumphbogen, Amphitheater, Tempel); Mosaiken
Beschreiben der Anlagen (-> Ku; -> MT: Verbesserung der Lebensbedingungen, V: Planung und Gestaltung von Verkehrswegen)
Gestalten aus Mythos und Geschichte olympische Götter (-> Gr9); Episoden aus dem Leben historischer Persönlichkeiten (z.B. Diogenes, Nero) Vergleichen der Handlungsweisen der Gestalten mit eigenen Erfahrungen
die Römer in Bayern
kulturelle und militärische Zeugnisse (z.B. Castra Regina, Limes); Inschriften
(-> EU: das gemeinsame kulturelle Erbe, U: Denkmalschutz)
Redewendungen und Sentenzen
Beispiele aus dem Erlebnisumkreis und Verständnishorizont der Schüler (z.B. Errare humanum est)
Auswendiglernen einiger gebräuchlicher Sätze und Wendungen(-> W: antikesGedankengut)